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[语言交流]小王子的pfd文本

楼主#
更多 发布于:2009-11-05 10:33
我有语音文件,但是压缩的是zip文件,传不上来,等我研究好了,随后就上哈

最新喜欢:

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沙发#
发布于:2009-11-05 10:44
不好意思,我是新手,说是不能发,结果显示了两次,斑竹帮忙删除吧
板凳#
发布于:2009-11-05 11:12
附件没上去,再试
地板#
发布于:2009-11-06 21:51
不知道为什么附件一直传不上来,大家将就哈哦

Der Kleine Prinz Antoine de Saint-Exupéry
Widmung
FÜR LÉON WERTH
Ich bitte die Kinder um Verzeihung, dass ich dieses Buch einem Erwachsenen
widme. Ich habe eine ernstliche Entschuldigung dafür: Dieser Erwachsene ist der
beste Freund, den ich in der Welt habe. Ich habe noch eine Entschuldigung: Dieser
Erwachsene kann alles verstehen, sogar die Bücher für Kinder. Ich habe eine dritte
Entschuldigung: Dieser Erwachsene wohnt in Frankreich, wo er hungert und friert. Er
braucht sehr notwendig einen Trost. Wenn alle diese Entschuldigungen nicht
ausreichen, so will ich dieses Buch dem Kinde widmen, das dieser Erwachsene einst
war. Alle großen Leute sind einmal Kinder gewesen (aber wenige erinnern sich
daran). Ich verbessere also meine Widmung:
FÜR LÉON WERTH als er noch ein Junge war
I
Als ich sechs Jahre alt war, sah ich einmal in einem Buch über den Urwald, das
»Erlebte Geschichten« hieß, ein prächtiges Bild. Es stellte eine Riesenschlange dar,
wie sie ein Wildtier verschlang. Hier ist eine Kopie der Zeichnung.
In dem Buche hieß es: »Die Boas verschlingen ihre Beute als Ganzes, ohne sie zu
zerbeißen. Daraufhin können sie sich nicht mehr rühren und schlafen sechs Monate,
um zu verdauen.« Ich habe damals viel über die Abenteuer des Dschungels
nachgedacht, und ich vollendete mit einem Farbstift meine erste Zeichnung. Meine
Zeichnung Nr. 1. So sah sie aus:
Ich habe den großen Leuten mein Meisterwerk gezeigt und sie gefragt, ob ihnen
meine Zeichnung nicht Angst mache. Sie haben geantwortet: »Warum sollen wir vor
einem Hut Angst haben?« Meine Zeichnung stellte aber keinen Hut dar. Sie stellte
eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten verdaut. Ich habe dann das Innere der
Boa gezeichnet, um es den großen Leuten deutlich zu machen. Sie brauchen ja immer
Erklärungen. Hier meine Zeichnung Nr. 2:
Die großen Leute haben mir geraten, mit den Zeichnungen von offenen oder
geschlossenen Riesenschlangen aufzuhören und mich mehr für Geographie,
Geschichte, Rechnen und Grammatik zu interessieren. So kam es daß ich eine
großartige Laufbahn, die eines Malers nämlich, bereits im Alter von sechs Jahren
aufgab. Der Mißerfolg meiner Zeichnungen Nr. 1 und Nr. 2 hatte mir den Mut
genommen. Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst, und für die Kinder ist
es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen. Ich war also
gezwungen, einen anderen Beruf zu wählen, und lernte fliegen. Ich bin überall in der
Welt herumgeflogen, und die Geographie hat mir dabei wirklich gute Dienste
geleistet. Ich konnte auf den ersten Blick China von Arizona unterscheiden. Das ist
sehr praktisch, wenn man sich in der Nacht verirrt hat. So habe ich im Laufe meines
Lebens mit einer Menge ernsthafter Leute zu tun gehabt. Ich bin viel mit
Erwachsenen umgegangen und habe Gelegenheit gehabt, sie ganz aus der Nähe zu
betrachten. Das hat meiner Meinung über sie nicht besonders gut getan. Wenn ich
jemanden traf, der mir ein bißchen heller vorkam, versuchte ich es mit meiner
Zeichnung Nr. 1, die ich gut aufbewahrt habe. Ich wollte sehen, ob er wirklich etwas
los hatte. Aber jedesmal bekam ich zur Antwort: »Das ist ein Hut.« Dann redete ich
mit ihm weder über Boas, noch über Urwälder, noch über die Sterne. Ich stellte mich
auf seinen Standpunkt. Ich sprach mit ihm über Bridge, Golf, Politik und Krawatten.
Und der große Mensch war äußerst befriedigt, einen so vernünftigen Mann getroffen
zu haben.
II
Ich blieb also allein, ohne jemanden, mit dem ich wirklich hätte sprechen können,
bis ich vor sechs Jahren einmal eine Panne in der Wüste Sahara hatte. Etwas an
meinem Motor war kaputtgegangen. Und da ich weder einen Mechaniker noch
Passagiere bei mir hatte, machte ich mich ganz allein an die schwierige Reparatur. Es
war für mich eine Frage auf Leben und Tod. Ich hatte für kaum acht Tage
Trinkwasser mit. Am ersten Abend bin ich also im Sande eingeschlafen, tausend
Meilen von jeder bewohnten Gegend entfernt. Ich war viel verlassener als ein
Schiffbrüchiger auf einem Floß mitten im Ozean. Ihr könnt euch daher meine
Überraschung vorstellen, als bei Tagesanbruch eine seltsame kleine Stimme mich
weckte: »Bitte... zeichne mir ein Schaf!« »Wie bitte?« »Zeichne mir ein Schaf...« Ich
bin auf die Füße gesprungen, als wäre der Blitz in mich gefahren. Ich habe mir die
Augen gerieben und genau hingeschaut. Da sah ich ein kleines, höchst
ungewöhnliches Männchen, das mich ernsthaft betrachtete. Hier das beste Porträt, das
ich später von ihm zuwege brachte.
Aber das Bild ist bestimmt nicht so bezaubernd wie das Modell. Ich kann nichts
dafür. Ich war im Alter von sechs Jahren von den großen Leuten aus meiner
Malerlaufbahn geworfen worden und hatte nichts zu zeichnen gelernt als
geschlossene und offene Riesenschlangen. Ich schaute mir die Erscheinung also mit
großen, staunenden Augen an. Vergeßt nicht, daß ich mich tausend Meilen abseits
jeder bewohnten Gegend befand. Auch schien mir mein kleines Männchen nicht
verirrt, auch nicht halbtot vor Müdigkeit, Hunger, Durst oder Angst. Es machte
durchaus nicht den Eindruck eines mitten in der Wüste verlorenen Kindes, tausend
Meilen von jeder bewohnten Gegend. Als ich endlich sprechen konnte, sagte ich zu
ihm: »Aber... was machst denn du da?« Da wiederholte es ganz sanft, wie eine sehr
ernsthafte Sache: »Bitte... zeichne mir ein Schaf...« Wenn das Geheimnis zu
eindrucksvoll ist, wagt man nicht zu widerstehen. So absurd es mir erschien - tausend
Meilen von jeder menschlichen Behausung und in Todesgefahr ich zog aus meiner
Tasche ein Blatt Papier und eine Füllfeder. Dann aber erinnerte ich mich, daß ich vor
allem Geographie, Geschichte, Rechnen und Grammatik studiert hatte, und mißmutig
sagte ich zu dem Männchen, daß ich nicht zeichnen könne. Es antwortete: »Das
macht nichts. Zeichne mir ein Schaf.« Da ich nie ein Schaf gezeichnet hatte, machte
ich ihm eine von den einzigen zwei Zeichnungen, die ich zuwege brachte. Die von
der geschlossenen Riesenschlange. Und ich war höchst verblüfft, als ich das
Männchen sagen hörte: »Nein, nein! Ich will keinen Elefanten in einer
Riesenschlange. Eine Riesenschlange ist sehr gefährlich und ein Elefant braucht viel
Platz. Bei mir zu Hause ist wenig Platz. Ich brauche ein Schaf. Zeichne mir ein
Schaf.« Also habe ich gezeichnet.
Das Männchen schaute aufmerksam zu, dann sagte es: »Nein! Das ist schon sehr
krank. Mach ein anderes.« Ich zeichnete.
Mein Freund lächelte artig und mit Nachsicht: »Du siehst wohl... das ist kein Schaf,
das ist ein Widder. Es hat Hörner...« Ich machte also meine Zeichnung noch einmal.
Aber sie wurde ebenso abgelehnt wie die vorigen:
»Das ist schon zu alt. Ich will ein Schaf, das lange lebt.« Mir ging die Geduld aus, es
war höchste Zeit, meinen Motor auszubauen, so kritzelte ich diese Zeichnung da
zusammen und knurrte dazu: »Das ist die Kiste. Das Schaf, das du willst, steckt da
drin.«
Und ich war höchst überrascht, als ich das Gesicht meines jungen Kritikers
aufleuchten sah: »Das ist ganz so, wie ich es mir gewünscht habe. Meinst du, daß
dieses Schaf viel Gras braucht?« »Warum?« »Weil bei mir zu Hause alles ganz klein
ist...« »Es wird bestimmt ausreichen. Ich habe dir ein ganz kleines Schaf geschenkt.«
Er neigte den Kopf über die Zeichnung: »Nicht so klein wie... Aber sieh nur! Es ist
eingeschlafen...« So machte ich die Bekanntschaft des kleinen Prinzen.
III
Ich brauchte lange Zeit, um zu verstehen, woher er kam. Der kleine Prinz, der viele
Fragen an mich richtete, schien die meinen nie zu hören. Zufällig aufgefangene
Worte haben mir nach und nach sein Geheimnis enthüllt. So fragte er, als er zum
erstenmal mein Flugzeug sah (ich werde mein Flugzeug nicht zeichnen, das ist eine
viel zu komplizierte Sache für mich): »Was ist das für ein Ding da?« »Das ist kein
Ding. Das fliegt. Das ist ein Flugzeug.« Und ich war stolz, ihm sagen zu können, daß
ich fliege. Da rief er: »Wie! Du bist vom Himmel gefallen?« »Ja«, sagte ich
bescheiden. »Ah! Das ist ja lustig...« Und der kleine Prinz bekam einen ganz tollen
Lachanfall, der mich ordentlich ärgerte. Ich legte Wert darauf, daß meine Unfälle
ernst genommen werden. Er aber fuhr fort: »Also auch du kommst vom Himmel!
Von welchem Planeten bist du denn?« Da ging mir ein Licht auf über das Geheimnis
seiner Anwesenheit und ich fragte hastig: »Du kommst also von einem anderen
Planeten?« Aber er antwortete nicht. Er schüttelte nur sanft den Kopf, indem er mein
Flugzeug musterte: »Freilich, auf dem Ding da kannst nicht allzu weit herkommen...«
Und er versank in eine Träumerei, die lange dauerte. Dann nahm er mein Schaf aus
der Tasche und vertiefte sich in den Anblick seines Schatzes.
Ihr könnt euch vorstellen, wie stark diese Andeutung über die »anderen Planeten«
mich beunruhigen mußte. Ich bemühte mich also, mehr zu erfahren:
»Woher kommst du, mein kleines Kerlchen? Wo bist du denn zu Hause? Wohin
willst du mein Schaf mitnehmen?« Er antwortete nach einem nachdenklichen
Schweigen: »Die Kiste, die du mir da geschenkt hast, hat das Gute, daß sie ihm
nachts als Haus dienen kann.« »Gewiß. Und wenn du brav bist, gebe ich dir auch
einen Strick, um es tagsüber anzubinden. Und einen Pflock dazu.« Dieser Vorschlag
schien den kleinen Prinzen zu kränken: »Anbinden? Was für eine komische Idee!«
»Aber wenn du es nicht anbindest, wird es doch weglaufen...« Da brach meine
Freund in ein neuerliches Gelächter aus: »Aber wo soll es denn hinlaufen?«
»Irgendwohin. Geradeaus...« Da versetzte der kleine Prinz ernsthaft: »Das macht
nichts aus, es ist so klein bei mir zu Hause!«
Und, vielleicht ein bißchen schwermütig, fügte er hinzu: »Geradeaus kann man nicht
sehr weit gehen...«
4#
发布于:2009-11-06 21:52
IV
Ich hatte eine zweite sehr wichtige Sache erfahren: der Planet seiner Herkunft war
kaum größer als ein Haus! Das erschien mir gar nicht verwunderlich. Ich wußte ja,
daß es außer den großen Planeten wie der Erde, dem Jupiter, dem Mars, der Venus,
denen man Namen gegeben hat, noch Hunderte von anderen gibt, die manchmal so
klein sind, daß man Mühe hat, sie im Fernrohr zu sehen. Wenn ein Astronom einen
von ihnen entdeckt, gibt er ihm statt des Namens eine Nummer.
Er nennt ihn zum Beispiel: Asteroid Nr. 3.251. Ich habe ernsthafte Gründe zu
glauben, daß der Planet, von dem der kleine Prinz kam, der Asteroid B 612 ist. Dieser
Planet ist nur ein einziges Mal im Jahre 1909 von einem türkischen Astronomen im
Fernrohr gesehen worden. Er hatte damals beim internationalen Astronomen- kongreß
einen großen Vortrag über seine Entdeckung gehalten.
Aber niemand hatte ihm geglaubt, und zwar ganz einfach seines Anzuges wegen. Die
großen Leute sind so. Zum Glück für den Ruf des Planeten B 612 befahl ein
türkischer Diktator seinem Volk bei Todesstrafe, nur noch europäische Kleider zu
tragen. Der Astronom wiederholte seinen Vortrag im Jahre 1920 in einem sehr
eleganten Anzug. Und diesmal gaben sie ihm alle recht.
Wenn ich euch dieses nebensächliche Drum und Dran über den Planeten B 612
erzähle und euch sogar seine Nummer anvertraue, so geschieht das der großen Leute
wegen. Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem
neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch
nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt
er Schmetterlinge? Sie fragen euch: Wie alt ist er? Wieviele Brüder hat er? Wieviel
wiegt er? Wieviel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie, ihn zu kennen. Wenn
ihr zu den großen Leute sagt: Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln
gesehen, mit Geranien vor den Fenstern und Tauben auf dem Dach... dann sind sie
nicht imstande, sich dieses Haus vorzustellen. Man muß ihnen sagen: Ich habe ein
Haus gesehen, das hunderttausend Franken wert ist. Dann schreien sie gleich: Ach
wie schön! So auch, wenn ihr ihnen sagt: Der Beweis dafür, daß es den kleinen
Prinzen wirklich gegeben hat, besteht darin, daß er entzückend war, daß er lachte und
daß er ein Schaf haben wollte; denn wenn man sich ein Schaf wünscht, ist es doch ein
Beweis dafür, daß man lebt, - dann werden sie die Achseln zucken und euch als
Kinder behandeln. Aber wenn ihr ihnen sagt: der Planet, von dem er kam, ist der
Planet B 612, dann werden sie überzeugt sein und euch mit ihren Fragen in Ruhe
lassen. So sind sie. Man darf ihnen das auch nicht übel nehmen. Kinder müssen mit
großen Leuten viel Nachsicht haben. Wir freilich, die wir wissen, was das Leben
eigentlich ist, wir machen uns nur lustig über die albernen Zahlen. Viel lieber hätte
ich diese Geschichte begonnen wie ein Märchen. Am liebsten hätte ich so
angefangen: Es war einmal ein kleiner Prinz, der wohnte auf einem Planeten, der
kaum größer war als er selbst, und er brauchte einen Freund... Für die, die das Leben
richtig verstehen, würde das viel glaubwürdiger klingen. Denn ich möchte nicht, daß
man mein Buch leicht nimmt. Ich empfinde so viel Kummer beim Erzählen dieser
Erinnerungen. Es ist nun schon sechs Jahre her, daß mein Freund mit seinem Schaf
davongegangen ist. Wenn ich hier versuche, ihn zu beschreiben, so tue ich das, um
ihn nicht zu vergessen. Nicht jeder hat einen Freund gehabt. Und ich könnte wie die
großen Leute werden, die sich nur für Ziffern interessieren, deshalb habe ich mir
schließlich auch einen Farbenkasten und Zeichenstifte gekauft. Es ist schwer, sich in
meinem Alter noch einmal mit dem Zeichnen einzulassen, wenn man seit seinem
sechsten Lebensjahre nie andere Versuche gemacht hat als die mit einer
geschlossenen und offenen Klapperschlange. Ich werde selbstverständlich versuchen,
die Bilder so wirklichkeitsgetreu wie möglich zu machen. Aber ich bin nicht ganz
sicher, ob es mir gelingen wird. Die eine Zeichnung geht, die andere ist schon nicht
mehr ähnlich. Ich irre mich auch mitunter in den Maßen. Da ist der kleine Prinz zu
groß und da ist er zu klein. Auch die Farbe seiner Kleider macht mir Kummer. Dann
probiere ich hin und her, so gut es eben geht. Ich werde mich vermutlich auch bei
wichtigeren Einzelheiten irren. Aber das muß man doch schon nachsehen.
Mein Freund hat mir nie Erklärungen gegeben. Er glaubte wahrscheinlich, ich sei wie
er. Aber ich bin leider nicht imstande, durch die Kistenbretter hindurch Schafe zu
sehen. Ich gleiche doch wohl schon eher den großen Leuten. Ich mußte ja im Laufe
der Zeit älter werden.
V
Jeden Tag erfuhr ich etwas Neues über den Planeten, über die Abreise und über die
Fahrt. Das ergab sich ganz sachte im Laufe meiner Überlegungen. So lernte ich am
dritten Tage die Tragödie der Affenbrotbäume kennen. Auch dies verdanke ich
schließlich dem Schaf, denn unvermittelt fragte mich der kleine Prinz, als wäre er von
einem schweren Zweifel geplagt: »Es stimmt doch, daß Schafe Stauden fressen?« »Ja,
das stimmt.« »Ach, da bin ich froh!« Ich verstand nicht, warum es so wichtig war,
daß Schafe Stauden fressen. Aber der kleine Prinz fügte hinzu: »Dann fressen sie
doch auch Affenbrotbäume?« Ich erklärte dem kleinen Prinzen ausführlich, daß
Affenbrotbäume doch keine Stauden sind, sondern kirchturmhohe Bäume, und selbst
wenn er eine ganze Herde Elefanten mitnähme, würde diese Herde nicht mit einem
einzigen Affenbrotbaum fertig werden. Der Einfall mit den Elefanten brachte ihn zum
Lachen. »Man müßte sie übereinanderstellen...«
Aber dann bemerkte er klugerweise: »Bevor die Affenbrotbäume groß werden,
fangen sie ja erst damit an, klein zu sein.« »Das ist schon richtig. Aber warum willst
du, daß deine Schafe die kleinen Affenbrotbäume fressen?« Er antwortete: »Schon
gut! Wir werden ja sehen!« als ob es sich da um das klarste Ding der Welt handelte.
Und ich mußte meinen ganzen Verstand aufbieten, um der Sache auf den Grund zu
kommen. In der Tat gab es auf dem Planeten des kleinen Prinzen wie auf allen
Planeten gute Gewächse und schlechte Gewächse. Infolgedessen auch gute
Samenkörner von guten Gewächsen und schlechte Samenkörner von schlechten
Gewächsen. Aber die Samen sind unsichtbar. Sie schlafen geheimnisvoll in der Erde,
bis es einem von ihnen einfällt, aufzuwachen. Dann streckt er sich und treibt zuerst
schüchtern einen entzückenden kleinen Sproß zur Sonne, einen ganz harmlosen.
Wenn es sich um einen Radieschen- oder Rosentrieb handelt, kann man ihn wachsen
lassen, wie er will. Aber wenn es sich um eine schädliche Pflanze handelt, muß man
die Pflanze beizeiten herausreißen, sobald man erkannt hat, was für eine es ist. Auf
dem Planeten des kleinen Prinzen gab es fürchterliche Samen... und das waren die
Samen der Affenbrotbäume. Der Boden des Planeten war voll davon. Aber einen
Affenbrotbaum kann man, wenn man ihn zu spät angeht, nie mehr loswerden. Er
bemächtigt sich des ganzen Planeten. Er durchdringt ihn mit seinen Wurzeln. Und
wenn der Planet zu klein ist und die Affenbrotbäume zu zahlreich werden, sprengen
sie ihn. »Es ist eine Frage der Disziplin«, sagte mir später der kleine Prinz. »Wenn
man seine Morgentoilette beendet hat, muß man sich ebenso sorgfältig an die Toilette
des Planeten machen. Man muß sich regelmäßig dazu zwingen, die Sprößlinge der
Affenbrotbäume auszureißen, sobald man sie von den Rosensträuchern unterscheiden
kann, denen sie in der Jugend sehr ähnlich sehen. Das ist eine zwar langweilige, aber
leichte Arbeit.«
Und eines Tages riet er mir, ich solle mich bemühen, eine schöne Zeichnung zustande
zu bringen, damit es den Kindern bei mir daheim auch richtig in den Kopf gehe.
»Wenn sie eines Tages auf die Reise gehen«, sagte er, »kann es ihnen zugute
kommen. Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später
verschiebt. Aber wenn es sich um Affenbrotbäume handelt, führt das stets zur
Katastrophe. Ich habe einen Planeten gekannt, den ein Faulpelz bewohnte. Er hatte
drei Sträucher übersehen...« Und so habe ich denn diesen Planeten nach den Angaben
des kleinen Prinzen gezeichnet. Ich nehme nicht gerne den Tonfall eines Moralisten
an. Aber die Gefährlichkeit der Affenbrotbäume ist so wenig bekannt, und die
Gefahren, die jedem drohen, der sich auf einen Asteroiden verirrt, sind so beträchtlich
,daß ich für dieses eine Mal aus meiner Zurückhaltung heraustrete. Ich sage: Kinder,
Achtung! Die Affenbrotbäume!
Um meine Freunde auf eine Gefahr aufmerksam zu machen, die - unerkannt - ihnen
wie mir seit langem droht, habe ich so viel an dieser Zeichnung gearbeitet. Die Lehre,
die ich damit gebe, ist gewiß der Mühe wert. Ihr werdet euch vielleicht fragen:
Warum enthält dieses Buch nicht noch andere, ebenso großartige Zeichnungen wie
die Zeichnung von den Affenbrotbäumen ? Die Antwort ist sehr einfach: Ich habe
wohl den Versuch gewagt, aber es ist mir nicht gelungen. Als ich die Affenbrotbäume
zeichnete, war ich vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt.
VI
Ach, kleiner Prinz, so nach und nach habe ich dein kleines schwermütiges Leben
verstanden. Lange Zeit hast du, um dich zu zerstreuen, nichts anderes gehabt als die
Lieblichkeit der Sonnenuntergänge. Das erfuhr ich am Morgen des vierten Tages, als
du mir sagtest: »Ich liebe Sonnenuntergänge sehr. Komm, laß uns einen
Sonnenuntergang anschauen...« »Da muß man noch warten...« »Worauf denn
warten?« »Warten, bis die Sonne untergeht.« Du hast zuerst ein sehr erstauntes
Gesicht gemacht und dann über dich selber gelacht. Und du hast zu mir gesagt: »Ich
bilde mir immer ein, ich sei zu Hause!« In der Tat. Wenn es in den Vereinigten
Staaten Mittag ist, geht die Sonne, wie jedermann weiß, in Frankreich unter. Um dort
einem Sonnenuntergang beizuwohnen, müßte man in einer Minute nach Frankreich
fliegen können. Unglücklicherweise ist Frankreich viel zu weit weg. Aber auf deinem
so kleinen Planeten genügte es, den Sessel um einige Schritte weiterzurücken. Und du
erlebtest die Dämmerung, so oft du es wünschtest... »An einem Tag habe ich die
Sonne dreiundvierzigmal untergehen sehn!« Und ein wenig später fügtest du hinzu:
»Du weißt doch, wenn man recht traurig ist, liebt man die Sonnenuntergänge...«
»Am Tage mit den dreiundvierzigmal warst du also besonders traurig?« Aber der
kleine Prinz antwortete nicht.
VII
Am fünften Tag war es wieder das Schaf, das ein Lebensgeheimnis des kleinen
Prinzen enthüllen half. Er fragte mich unvermittelt, ohne Umschweife, als pflückte er
die Frucht eines in langem Schweigen gereiften Problems: »Wenn ein Schaf
Sträucher frißt, so frißt es doch auch die Blumen?« »Ein Schaf frißt alles, was ihm
vors Maul kommt.« »Auch die Blumen, die Dornen haben?« »Ja. Auch die Blumen,
die Dornen haben.« »Wozu haben sie dann die Dornen?« Ich wußte es nicht. Ich war
gerade mit dem Versuch beschäftigt, einen zu streng angezogenen Bolzen meines
Motors abzuschrauben. Ich war in großer Sorge, da mir meine Panne sehr bedenklich
zu erscheinen begann, und ich machte mich aufs Schlimmste gefaßt, weil das
Trinkwasser zur Neige ging. »Was für einen Zweck haben die Dornen?« Der kleine
Prinz verzichtete niemals auf eine Frage, wenn er sie einmal gestellt hatte. Ich war
völlig mit meinem Bolzen beschäftigt und antwortete aufs Geratewohl: »Die Dornen,
die haben gar keinen Zweck, die Blumen lassen sie aus reiner Bosheit wachsen!«
»Oh!« Er schwieg. Aber dann warf er mir in einer Art Verärgerung zu: »Das glaube
ich dir nicht! Die Blumen sind schwach. Sie sind arglos. Sie schützen sich, wie sie
können. Sie bilden sich ein, daß sie mit Hilfe der Dornen gefährlich wären...« Ich
antwortete nichts und sagte mir im selben Augenblick: Wenn dieser Bolzen noch
lange bockt, werde ich ihn mit einem Hammerschlag heraushauen müssen. Der kleine
Prinz störte meine Überlegungen von neuem: »Und du glaubst, daß die Blumen...«
»Aber nein! Aber nein! Ich glaube nichts! Ich habe irgend etwas dahergeredet. Wie
du siehst, beschäftige ich mich mit wichtigeren Dingen!« Er schaute mich verdutzt
an. »Mit wichtigeren Dingen!« Er sah mich an, wie ich mich mit dem Hammer in der
Hand und vom Schmieröl verschmutzten Händen über einen Gegenstand beugte, der
ihm ausgesprochen häßlich erscheinen mußte. »Du sprichst ja wie die großen Leute!«
Das beschämte mich. Er aber fügte unbarmherzig hinzu: »Du verwechselst alles, du
bringst alles durcheinander!« Er war wirklich sehr aufgebracht. Er schüttelte sein
goldenes Haar im Wind. »Ich kenne einen Planeten, auf dem ein purpurroter Herr
haust. Er hat nie den Duft einer Blume geatmet. Er hat nie einen Stern angeschaut. Er
hat nie jemanden geliebt. Er hat nie etwas anderes als Additionen gemacht. Und den
ganzen Tag wiederholt er wie du: Ich bin ein ernsthafter Mann! Ich bin ein ernsthafter
Mann! Und das macht ihn ganz geschwollen vor Hochmut. Aber das ist kein Mensch,
das ist ein Schwamm.« »Ein was?« »Ein Schwamm!« Der kleine Prinz war jetzt ganz
blaß vor Zorn. »Es sind nun Millionen Jahre, daß die Blumen Dornen hervorbringen.
Es sind Millionen Jahre, daß die Schafe trotzdem die Blumen fressen. Und du findest
es unwichtig, wenn man wissen möchte, warum sie sich so viel Mühe geben, Dornen
hervorzubringen, die zu nichts Zweck haben? Dieser Kampf der Schafe mit den
Blumen soll unwichtig sein? Weniger ernsthaft als die Additionen eines dicken, roten
Mannes? Und wenn ich eine Blume kenne, die es in der ganzen Welt nur ein einziges
Mal gibt, nirgends anders als auf meinem kleinen Planeten, und wenn ein kleines
Schaf, ohne zu wissen, was es tut, diese Blume eines Morgens so mit einem einzigen
Biß auslöschen kann, - das soll icht wichtig sein?!« Er wurde rot vor Erregung und
fuhr fort: »Wenn einer eine Blume liebt, die es nur ein einziges Mal gibt auf allen
Millionen und Millionen Sternen, dann genügt es ihm völlig, daß er zu ihnen
hinaufschaut, um glücklich zu sein. Er sagt sich: Meine Blume ist da oben,
irgendwo... Wenn aber das Schaf die Blume frißt, so ist es für ihn, als wären plötzlich
alle Sterne ausgelöscht! Und das soll nicht wichtig sein?« Er konnte nichts mehr
sagen. Er brach plötzlich in Schluchzen aus. Die Nacht war hereingebrochen. Ich
hatte mein Werkzeug weggelegt. Mein Hammer, mein Bolzen, der Durst und der
Tod, alles war mir gleichgültig. Es galt auf einem Stern, einem Planeten, auf dem
meinigen, hier auf der Erde, einen kleinen Prinzen zu trösten! Ich nahm ihn in die
Arme. Ich wiegte ihn. Ich flüsterte ihm zu: »Die Blume, die du liebst, ist nicht in
Gefahr... Ich werde ihm einen Maulkorb zeichnen, deinem Schaf... Ich werde dir
einen Zaun für deine Blume zeichnen... Ich...«
Ich wußte nicht, was ich noch sagen sollte. Ich kam mir sehr ungeschickt vor. Ich
wußte nicht, wie ich zu ihm gelangen, wo ich ihn erreichen konnte. Es ist so
geheimnisvoll, das Land der Tränen.
VIII
Bald sollte ich jene Blume besser kennen lernen. Es hatte auf dem Planeten des
kleinen Prinzen immer schon Blumen gegeben, sehr einfache, aus einem einzigen
Kranz von Blütenblättern geformt; sie spielten keine große Rolle und störten
niemanden. Sie leuchteten eines Morgens im Grase auf und erloschen am Abend.
Aber jene eine hatte eines Tages Wurzel geschlagen, aus einem Samen, weiß Gott
woher, und der kleine Prinz hatte diesen Sproß, der den andern Sprößlingen nicht
glich, sehr genau überwacht. Das konnte eine neue Art Affenbrotbaum sein. Aber der
Strauch hörte bald auf zu wachsen und begann, eine Blüte anzusetzen. Der kleine
Prinz, der der Entwicklung einer riesigen Knospe beiwohnte, fühlte wohl, es müsse
eine wunderbare Erscheinung aus ihr hervorgehen, aber die Blume wurde nicht fertig
damit, sich in ihrer grünen Kammer auf ihre Schönheit vorzubereiten. Sie wählte ihre
Farben mit Sorgfalt, sie zog sich langsam an, sie ordnete ihre Blütenblätter eins nach
dem andern. Sie wollte nicht wie die Mohnblüten ganz zerknittert herauskommen. Sie
wollte nicht früher erscheinen als im vollen Ornat ihrer Schönheit. Nun ja! sie wollte
gefallen. Ihre geheimnisvolle Toilette hatte also Tage und Tage gedauert. Und dann,
eines Morgens, gerade zur Stunde des Sonnenaufganges, hatte sie sich enthüllt. Und
die, die mit solcher Genauigkeit gearbeitet hatte, sagte gähnend: »Ach! ich bin kaum
aufgewacht... Ich bitte um Verzeihung... Ich bin noch ganz zerrauft...« Da konnte der
kleine Prinz seine Bewunderung nicht mehr verhalten: »Wie schön Sie sind!« »Nicht
wahr?« antwortete sanft die Blume. »Und ich bin zugleich mit der Sonne geboren...«
Der kleine Prinz erriet wohl, daß sie nicht allzu bescheiden war, aber sie war so
rührend! »Ich glaube, es ist Zeit zum Frühstücken«, hatte sie bald hinzugefügt,
»hätten Sie die Güte, an mich zu denken?« Und völlig verwirrt hatte der kleine Prinz
eine Gießkanne mit frischem Wasser geholt und die Blume bedient.
So hatte sie ihn sehr bald schon mit ihrer etwas scheuen Eitelkeit gequält. Eines
Tages zum Beispiel, als sie von ihren vier Dornen sprach, hatte sie zum kleinen
Prinzen gesagt: »Sie sollen nur kommen, die Tiger, mit ihren Krallen!«
»Es gibt keine Tiger auf meinem Planeten«, hatte der kleine Prinz eingewendet, »und
die Tiger fressen auch kein Gras.« »Ich bin kein Gras«, hatte die Blume sanft
geantwortet. »Verzeihen Sie mir...« »Ich fürchte mich nicht vor den Tigern, aber mir
graut vor der Zugluft. Hätten Sie keinen Wandschirm?« Grauen vor Zugluft?... Das
sind schlechte Aussichten für eine Pflanze, hatte der kleine Prinz festgestellt. Diese
Blume ist recht schwierig... »Am Abend werden Sie mich unter einen Glassturz
stellen. Es ist sehr kalt bei Ihnen. Das ist schlecht eingerichtet. Da, wo ich
herkomme...« Aber sie hatte sich unterbrochen. Sie war in Form eines Samenkorns
gekommen. Sie hatte nichts von den anderen Welten wissen können. Beschämt, sich
bei einer so einfältigen Lüge ertappen zu lassen, hatte sie zwei- oder dreimal
gehustet, um den kleinen Prinzen ins Unrecht zu setzen: »Der Wandschirm...?« Dann
hatte sie sich neuerlich zu ihrem Husten gezwungen, um ihm trotzdem
Gewissensbisse aufzunötigen.
So hatte der kleine Prinz trotz des guten Willens seiner Liebe rasch an ihr zu zweifeln
begonnen, ihre belanglosen Worte bitter ernst genommen und war sehr unglücklich
geworden. »Ich hätte nicht auf die hören sollen«, gestand er mir eines Tages. »Man
darf den Blumen nicht zuhören, man muß sie anschauen und einatmen. Die meine
erfüllte den Planeten mit Duft, aber ich konnte seiner nicht froh werden. Diese
Geschichte mit den Krallen, die mich so gereizt hat, hätte mich rühren sollen.« Er
vertraute mir noch an: »Ich habe das damals nicht verstehen können! Ich hätte sie
nach ihrem Tun und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen. Sie duftete und glühte
für mich. Ich hätte niemals fliehen sollen! Ich hätte hinter all den armseligen
Schlichen Ihre Zärtlichkeit erraten sollen. Die Blumen sind so widerspruchsvoll!
Aber ich war zu jung, um sie lieben zu können.«
5#
发布于:2009-11-06 21:53
IV
Ich hatte eine zweite sehr wichtige Sache erfahren: der Planet seiner Herkunft war
kaum größer als ein Haus! Das erschien mir gar nicht verwunderlich. Ich wußte ja,
daß es außer den großen Planeten wie der Erde, dem Jupiter, dem Mars, der Venus,
denen man Namen gegeben hat, noch Hunderte von anderen gibt, die manchmal so
klein sind, daß man Mühe hat, sie im Fernrohr zu sehen. Wenn ein Astronom einen
von ihnen entdeckt, gibt er ihm statt des Namens eine Nummer.
Er nennt ihn zum Beispiel: Asteroid Nr. 3.251. Ich habe ernsthafte Gründe zu
glauben, daß der Planet, von dem der kleine Prinz kam, der Asteroid B 612 ist. Dieser
Planet ist nur ein einziges Mal im Jahre 1909 von einem türkischen Astronomen im
Fernrohr gesehen worden. Er hatte damals beim internationalen Astronomen- kongreß
einen großen Vortrag über seine Entdeckung gehalten.
Aber niemand hatte ihm geglaubt, und zwar ganz einfach seines Anzuges wegen. Die
großen Leute sind so. Zum Glück für den Ruf des Planeten B 612 befahl ein
türkischer Diktator seinem Volk bei Todesstrafe, nur noch europäische Kleider zu
tragen. Der Astronom wiederholte seinen Vortrag im Jahre 1920 in einem sehr
eleganten Anzug. Und diesmal gaben sie ihm alle recht.
Wenn ich euch dieses nebensächliche Drum und Dran über den Planeten B 612
erzähle und euch sogar seine Nummer anvertraue, so geschieht das der großen Leute
wegen. Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem
neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch
nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt
er Schmetterlinge? Sie fragen euch: Wie alt ist er? Wieviele Brüder hat er? Wieviel
wiegt er? Wieviel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie, ihn zu kennen. Wenn
ihr zu den großen Leute sagt: Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln
gesehen, mit Geranien vor den Fenstern und Tauben auf dem Dach... dann sind sie
nicht imstande, sich dieses Haus vorzustellen. Man muß ihnen sagen: Ich habe ein
Haus gesehen, das hunderttausend Franken wert ist. Dann schreien sie gleich: Ach
wie schön! So auch, wenn ihr ihnen sagt: Der Beweis dafür, daß es den kleinen
Prinzen wirklich gegeben hat, besteht darin, daß er entzückend war, daß er lachte und
daß er ein Schaf haben wollte; denn wenn man sich ein Schaf wünscht, ist es doch ein
Beweis dafür, daß man lebt, - dann werden sie die Achseln zucken und euch als
Kinder behandeln. Aber wenn ihr ihnen sagt: der Planet, von dem er kam, ist der
Planet B 612, dann werden sie überzeugt sein und euch mit ihren Fragen in Ruhe
lassen. So sind sie. Man darf ihnen das auch nicht übel nehmen. Kinder müssen mit
großen Leuten viel Nachsicht haben. Wir freilich, die wir wissen, was das Leben
eigentlich ist, wir machen uns nur lustig über die albernen Zahlen. Viel lieber hätte
ich diese Geschichte begonnen wie ein Märchen. Am liebsten hätte ich so
angefangen: Es war einmal ein kleiner Prinz, der wohnte auf einem Planeten, der
kaum größer war als er selbst, und er brauchte einen Freund... Für die, die das Leben
richtig verstehen, würde das viel glaubwürdiger klingen. Denn ich möchte nicht, daß
man mein Buch leicht nimmt. Ich empfinde so viel Kummer beim Erzählen dieser
Erinnerungen. Es ist nun schon sechs Jahre her, daß mein Freund mit seinem Schaf
davongegangen ist. Wenn ich hier versuche, ihn zu beschreiben, so tue ich das, um
ihn nicht zu vergessen. Nicht jeder hat einen Freund gehabt. Und ich könnte wie die
großen Leute werden, die sich nur für Ziffern interessieren, deshalb habe ich mir
schließlich auch einen Farbenkasten und Zeichenstifte gekauft. Es ist schwer, sich in
meinem Alter noch einmal mit dem Zeichnen einzulassen, wenn man seit seinem
sechsten Lebensjahre nie andere Versuche gemacht hat als die mit einer
geschlossenen und offenen Klapperschlange. Ich werde selbstverständlich versuchen,
die Bilder so wirklichkeitsgetreu wie möglich zu machen. Aber ich bin nicht ganz
sicher, ob es mir gelingen wird. Die eine Zeichnung geht, die andere ist schon nicht
mehr ähnlich. Ich irre mich auch mitunter in den Maßen. Da ist der kleine Prinz zu
groß und da ist er zu klein. Auch die Farbe seiner Kleider macht mir Kummer. Dann
probiere ich hin und her, so gut es eben geht. Ich werde mich vermutlich auch bei
wichtigeren Einzelheiten irren. Aber das muß man doch schon nachsehen.
Mein Freund hat mir nie Erklärungen gegeben. Er glaubte wahrscheinlich, ich sei wie
er. Aber ich bin leider nicht imstande, durch die Kistenbretter hindurch Schafe zu
sehen. Ich gleiche doch wohl schon eher den großen Leuten. Ich mußte ja im Laufe
der Zeit älter werden.
V
Jeden Tag erfuhr ich etwas Neues über den Planeten, über die Abreise und über die
Fahrt. Das ergab sich ganz sachte im Laufe meiner Überlegungen. So lernte ich am
dritten Tage die Tragödie der Affenbrotbäume kennen. Auch dies verdanke ich
schließlich dem Schaf, denn unvermittelt fragte mich der kleine Prinz, als wäre er von
einem schweren Zweifel geplagt: »Es stimmt doch, daß Schafe Stauden fressen?« »Ja,
das stimmt.« »Ach, da bin ich froh!« Ich verstand nicht, warum es so wichtig war,
daß Schafe Stauden fressen. Aber der kleine Prinz fügte hinzu: »Dann fressen sie
doch auch Affenbrotbäume?« Ich erklärte dem kleinen Prinzen ausführlich, daß
Affenbrotbäume doch keine Stauden sind, sondern kirchturmhohe Bäume, und selbst
wenn er eine ganze Herde Elefanten mitnähme, würde diese Herde nicht mit einem
einzigen Affenbrotbaum fertig werden. Der Einfall mit den Elefanten brachte ihn zum
Lachen. »Man müßte sie übereinanderstellen...«
Aber dann bemerkte er klugerweise: »Bevor die Affenbrotbäume groß werden,
fangen sie ja erst damit an, klein zu sein.« »Das ist schon richtig. Aber warum willst
du, daß deine Schafe die kleinen Affenbrotbäume fressen?« Er antwortete: »Schon
gut! Wir werden ja sehen!« als ob es sich da um das klarste Ding der Welt handelte.
Und ich mußte meinen ganzen Verstand aufbieten, um der Sache auf den Grund zu
kommen. In der Tat gab es auf dem Planeten des kleinen Prinzen wie auf allen
Planeten gute Gewächse und schlechte Gewächse. Infolgedessen auch gute
Samenkörner von guten Gewächsen und schlechte Samenkörner von schlechten
Gewächsen. Aber die Samen sind unsichtbar. Sie schlafen geheimnisvoll in der Erde,
bis es einem von ihnen einfällt, aufzuwachen. Dann streckt er sich und treibt zuerst
schüchtern einen entzückenden kleinen Sproß zur Sonne, einen ganz harmlosen.
Wenn es sich um einen Radieschen- oder Rosentrieb handelt, kann man ihn wachsen
lassen, wie er will. Aber wenn es sich um eine schädliche Pflanze handelt, muß man
die Pflanze beizeiten herausreißen, sobald man erkannt hat, was für eine es ist. Auf
dem Planeten des kleinen Prinzen gab es fürchterliche Samen... und das waren die
Samen der Affenbrotbäume. Der Boden des Planeten war voll davon. Aber einen
Affenbrotbaum kann man, wenn man ihn zu spät angeht, nie mehr loswerden. Er
bemächtigt sich des ganzen Planeten. Er durchdringt ihn mit seinen Wurzeln. Und
wenn der Planet zu klein ist und die Affenbrotbäume zu zahlreich werden, sprengen
sie ihn. »Es ist eine Frage der Disziplin«, sagte mir später der kleine Prinz. »Wenn
man seine Morgentoilette beendet hat, muß man sich ebenso sorgfältig an die Toilette
des Planeten machen. Man muß sich regelmäßig dazu zwingen, die Sprößlinge der
Affenbrotbäume auszureißen, sobald man sie von den Rosensträuchern unterscheiden
kann, denen sie in der Jugend sehr ähnlich sehen. Das ist eine zwar langweilige, aber
leichte Arbeit.«
Und eines Tages riet er mir, ich solle mich bemühen, eine schöne Zeichnung zustande
zu bringen, damit es den Kindern bei mir daheim auch richtig in den Kopf gehe.
»Wenn sie eines Tages auf die Reise gehen«, sagte er, »kann es ihnen zugute
kommen. Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später
verschiebt. Aber wenn es sich um Affenbrotbäume handelt, führt das stets zur
Katastrophe. Ich habe einen Planeten gekannt, den ein Faulpelz bewohnte. Er hatte
drei Sträucher übersehen...« Und so habe ich denn diesen Planeten nach den Angaben
des kleinen Prinzen gezeichnet. Ich nehme nicht gerne den Tonfall eines Moralisten
an. Aber die Gefährlichkeit der Affenbrotbäume ist so wenig bekannt, und die
Gefahren, die jedem drohen, der sich auf einen Asteroiden verirrt, sind so beträchtlich
,daß ich für dieses eine Mal aus meiner Zurückhaltung heraustrete. Ich sage: Kinder,
Achtung! Die Affenbrotbäume!
Um meine Freunde auf eine Gefahr aufmerksam zu machen, die - unerkannt - ihnen
wie mir seit langem droht, habe ich so viel an dieser Zeichnung gearbeitet. Die Lehre,
die ich damit gebe, ist gewiß der Mühe wert. Ihr werdet euch vielleicht fragen:
Warum enthält dieses Buch nicht noch andere, ebenso großartige Zeichnungen wie
die Zeichnung von den Affenbrotbäumen ? Die Antwort ist sehr einfach: Ich habe
wohl den Versuch gewagt, aber es ist mir nicht gelungen. Als ich die Affenbrotbäume
zeichnete, war ich vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt.
VI
Ach, kleiner Prinz, so nach und nach habe ich dein kleines schwermütiges Leben
verstanden. Lange Zeit hast du, um dich zu zerstreuen, nichts anderes gehabt als die
Lieblichkeit der Sonnenuntergänge. Das erfuhr ich am Morgen des vierten Tages, als
du mir sagtest: »Ich liebe Sonnenuntergänge sehr. Komm, laß uns einen
Sonnenuntergang anschauen...« »Da muß man noch warten...« »Worauf denn
warten?« »Warten, bis die Sonne untergeht.« Du hast zuerst ein sehr erstauntes
Gesicht gemacht und dann über dich selber gelacht. Und du hast zu mir gesagt: »Ich
bilde mir immer ein, ich sei zu Hause!« In der Tat. Wenn es in den Vereinigten
Staaten Mittag ist, geht die Sonne, wie jedermann weiß, in Frankreich unter. Um dort
einem Sonnenuntergang beizuwohnen, müßte man in einer Minute nach Frankreich
fliegen können. Unglücklicherweise ist Frankreich viel zu weit weg. Aber auf deinem
so kleinen Planeten genügte es, den Sessel um einige Schritte weiterzurücken. Und du
erlebtest die Dämmerung, so oft du es wünschtest... »An einem Tag habe ich die
Sonne dreiundvierzigmal untergehen sehn!« Und ein wenig später fügtest du hinzu:
»Du weißt doch, wenn man recht traurig ist, liebt man die Sonnenuntergänge...«
»Am Tage mit den dreiundvierzigmal warst du also besonders traurig?« Aber der
kleine Prinz antwortete nicht.
VII
Am fünften Tag war es wieder das Schaf, das ein Lebensgeheimnis des kleinen
Prinzen enthüllen half. Er fragte mich unvermittelt, ohne Umschweife, als pflückte er
die Frucht eines in langem Schweigen gereiften Problems: »Wenn ein Schaf
Sträucher frißt, so frißt es doch auch die Blumen?« »Ein Schaf frißt alles, was ihm
vors Maul kommt.« »Auch die Blumen, die Dornen haben?« »Ja. Auch die Blumen,
die Dornen haben.« »Wozu haben sie dann die Dornen?« Ich wußte es nicht. Ich war
gerade mit dem Versuch beschäftigt, einen zu streng angezogenen Bolzen meines
Motors abzuschrauben. Ich war in großer Sorge, da mir meine Panne sehr bedenklich
zu erscheinen begann, und ich machte mich aufs Schlimmste gefaßt, weil das
Trinkwasser zur Neige ging. »Was für einen Zweck haben die Dornen?« Der kleine
Prinz verzichtete niemals auf eine Frage, wenn er sie einmal gestellt hatte. Ich war
völlig mit meinem Bolzen beschäftigt und antwortete aufs Geratewohl: »Die Dornen,
die haben gar keinen Zweck, die Blumen lassen sie aus reiner Bosheit wachsen!«
»Oh!« Er schwieg. Aber dann warf er mir in einer Art Verärgerung zu: »Das glaube
ich dir nicht! Die Blumen sind schwach. Sie sind arglos. Sie schützen sich, wie sie
können. Sie bilden sich ein, daß sie mit Hilfe der Dornen gefährlich wären...« Ich
antwortete nichts und sagte mir im selben Augenblick: Wenn dieser Bolzen noch
lange bockt, werde ich ihn mit einem Hammerschlag heraushauen müssen. Der kleine
Prinz störte meine Überlegungen von neuem: »Und du glaubst, daß die Blumen...«
»Aber nein! Aber nein! Ich glaube nichts! Ich habe irgend etwas dahergeredet. Wie
du siehst, beschäftige ich mich mit wichtigeren Dingen!« Er schaute mich verdutzt
an. »Mit wichtigeren Dingen!« Er sah mich an, wie ich mich mit dem Hammer in der
Hand und vom Schmieröl verschmutzten Händen über einen Gegenstand beugte, der
ihm ausgesprochen häßlich erscheinen mußte. »Du sprichst ja wie die großen Leute!«
Das beschämte mich. Er aber fügte unbarmherzig hinzu: »Du verwechselst alles, du
bringst alles durcheinander!« Er war wirklich sehr aufgebracht. Er schüttelte sein
goldenes Haar im Wind. »Ich kenne einen Planeten, auf dem ein purpurroter Herr
haust. Er hat nie den Duft einer Blume geatmet. Er hat nie einen Stern angeschaut. Er
hat nie jemanden geliebt. Er hat nie etwas anderes als Additionen gemacht. Und den
ganzen Tag wiederholt er wie du: Ich bin ein ernsthafter Mann! Ich bin ein ernsthafter
Mann! Und das macht ihn ganz geschwollen vor Hochmut. Aber das ist kein Mensch,
das ist ein Schwamm.« »Ein was?« »Ein Schwamm!« Der kleine Prinz war jetzt ganz
blaß vor Zorn. »Es sind nun Millionen Jahre, daß die Blumen Dornen hervorbringen.
Es sind Millionen Jahre, daß die Schafe trotzdem die Blumen fressen. Und du findest
es unwichtig, wenn man wissen möchte, warum sie sich so viel Mühe geben, Dornen
hervorzubringen, die zu nichts Zweck haben? Dieser Kampf der Schafe mit den
Blumen soll unwichtig sein? Weniger ernsthaft als die Additionen eines dicken, roten
Mannes? Und wenn ich eine Blume kenne, die es in der ganzen Welt nur ein einziges
Mal gibt, nirgends anders als auf meinem kleinen Planeten, und wenn ein kleines
Schaf, ohne zu wissen, was es tut, diese Blume eines Morgens so mit einem einzigen
Biß auslöschen kann, - das soll icht wichtig sein?!« Er wurde rot vor Erregung und
fuhr fort: »Wenn einer eine Blume liebt, die es nur ein einziges Mal gibt auf allen
Millionen und Millionen Sternen, dann genügt es ihm völlig, daß er zu ihnen
hinaufschaut, um glücklich zu sein. Er sagt sich: Meine Blume ist da oben,
irgendwo... Wenn aber das Schaf die Blume frißt, so ist es für ihn, als wären plötzlich
alle Sterne ausgelöscht! Und das soll nicht wichtig sein?« Er konnte nichts mehr
sagen. Er brach plötzlich in Schluchzen aus. Die Nacht war hereingebrochen. Ich
hatte mein Werkzeug weggelegt. Mein Hammer, mein Bolzen, der Durst und der
Tod, alles war mir gleichgültig. Es galt auf einem Stern, einem Planeten, auf dem
meinigen, hier auf der Erde, einen kleinen Prinzen zu trösten! Ich nahm ihn in die
Arme. Ich wiegte ihn. Ich flüsterte ihm zu: »Die Blume, die du liebst, ist nicht in
Gefahr... Ich werde ihm einen Maulkorb zeichnen, deinem Schaf... Ich werde dir
einen Zaun für deine Blume zeichnen... Ich...«
Ich wußte nicht, was ich noch sagen sollte. Ich kam mir sehr ungeschickt vor. Ich
wußte nicht, wie ich zu ihm gelangen, wo ich ihn erreichen konnte. Es ist so
geheimnisvoll, das Land der Tränen.
VIII
Bald sollte ich jene Blume besser kennen lernen. Es hatte auf dem Planeten des
kleinen Prinzen immer schon Blumen gegeben, sehr einfache, aus einem einzigen
Kranz von Blütenblättern geformt; sie spielten keine große Rolle und störten
niemanden. Sie leuchteten eines Morgens im Grase auf und erloschen am Abend.
Aber jene eine hatte eines Tages Wurzel geschlagen, aus einem Samen, weiß Gott
woher, und der kleine Prinz hatte diesen Sproß, der den andern Sprößlingen nicht
glich, sehr genau überwacht. Das konnte eine neue Art Affenbrotbaum sein. Aber der
Strauch hörte bald auf zu wachsen und begann, eine Blüte anzusetzen. Der kleine
Prinz, der der Entwicklung einer riesigen Knospe beiwohnte, fühlte wohl, es müsse
eine wunderbare Erscheinung aus ihr hervorgehen, aber die Blume wurde nicht fertig
damit, sich in ihrer grünen Kammer auf ihre Schönheit vorzubereiten. Sie wählte ihre
Farben mit Sorgfalt, sie zog sich langsam an, sie ordnete ihre Blütenblätter eins nach
dem andern. Sie wollte nicht wie die Mohnblüten ganz zerknittert herauskommen. Sie
wollte nicht früher erscheinen als im vollen Ornat ihrer Schönheit. Nun ja! sie wollte
gefallen. Ihre geheimnisvolle Toilette hatte also Tage und Tage gedauert. Und dann,
eines Morgens, gerade zur Stunde des Sonnenaufganges, hatte sie sich enthüllt. Und
die, die mit solcher Genauigkeit gearbeitet hatte, sagte gähnend: »Ach! ich bin kaum
aufgewacht... Ich bitte um Verzeihung... Ich bin noch ganz zerrauft...« Da konnte der
kleine Prinz seine Bewunderung nicht mehr verhalten: »Wie schön Sie sind!« »Nicht
wahr?« antwortete sanft die Blume. »Und ich bin zugleich mit der Sonne geboren...«
Der kleine Prinz erriet wohl, daß sie nicht allzu bescheiden war, aber sie war so
rührend! »Ich glaube, es ist Zeit zum Frühstücken«, hatte sie bald hinzugefügt,
»hätten Sie die Güte, an mich zu denken?« Und völlig verwirrt hatte der kleine Prinz
eine Gießkanne mit frischem Wasser geholt und die Blume bedient.
So hatte sie ihn sehr bald schon mit ihrer etwas scheuen Eitelkeit gequält. Eines
Tages zum Beispiel, als sie von ihren vier Dornen sprach, hatte sie zum kleinen
Prinzen gesagt: »Sie sollen nur kommen, die Tiger, mit ihren Krallen!«
»Es gibt keine Tiger auf meinem Planeten«, hatte der kleine Prinz eingewendet, »und
die Tiger fressen auch kein Gras.« »Ich bin kein Gras«, hatte die Blume sanft
geantwortet. »Verzeihen Sie mir...« »Ich fürchte mich nicht vor den Tigern, aber mir
graut vor der Zugluft. Hätten Sie keinen Wandschirm?« Grauen vor Zugluft?... Das
sind schlechte Aussichten für eine Pflanze, hatte der kleine Prinz festgestellt. Diese
Blume ist recht schwierig... »Am Abend werden Sie mich unter einen Glassturz
stellen. Es ist sehr kalt bei Ihnen. Das ist schlecht eingerichtet. Da, wo ich
herkomme...« Aber sie hatte sich unterbrochen. Sie war in Form eines Samenkorns
gekommen. Sie hatte nichts von den anderen Welten wissen können. Beschämt, sich
bei einer so einfältigen Lüge ertappen zu lassen, hatte sie zwei- oder dreimal
gehustet, um den kleinen Prinzen ins Unrecht zu setzen: »Der Wandschirm...?« Dann
hatte sie sich neuerlich zu ihrem Husten gezwungen, um ihm trotzdem
Gewissensbisse aufzunötigen.
So hatte der kleine Prinz trotz des guten Willens seiner Liebe rasch an ihr zu zweifeln
begonnen, ihre belanglosen Worte bitter ernst genommen und war sehr unglücklich
geworden. »Ich hätte nicht auf die hören sollen«, gestand er mir eines Tages. »Man
darf den Blumen nicht zuhören, man muß sie anschauen und einatmen. Die meine
erfüllte den Planeten mit Duft, aber ich konnte seiner nicht froh werden. Diese
Geschichte mit den Krallen, die mich so gereizt hat, hätte mich rühren sollen.« Er
vertraute mir noch an: »Ich habe das damals nicht verstehen können! Ich hätte sie
nach ihrem Tun und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen. Sie duftete und glühte
für mich. Ich hätte niemals fliehen sollen! Ich hätte hinter all den armseligen
Schlichen Ihre Zärtlichkeit erraten sollen. Die Blumen sind so widerspruchsvoll!
Aber ich war zu jung, um sie lieben zu können.«
6#
发布于:2009-11-06 21:55
IX
Ich glaube, daß er zu seiner Flucht einen Zug wilder Vögel benutzt hat.
Am Morgen seiner Abreise brachte er seinen Planeten schön in Ordnung. Sorgfältig
fegte er seine tätigen Vulkane. Er besaß zwei tätige Vulkane, das war sehr praktisch
zum Frühstückkochen. Er besaß auch einen erloschenen Vulkan. Da er sich aber
sagte: Man kann nie wissen! fegte er auch den erloschenen Vulkan. Wenn sie gut
gefegt werden, brennen die Vulkane sanft und regelmäßig, ohne Ausbrüche. Die
Ausbrüche der Vulkane sind nichts weiter als Kaminbrände.
Es ist klar: Wir auf unserer Erde sind viel zu klein, um unsere Vulkane zu kehren.
Deshalb machen sie uns so viel Verdruß. Der kleine Prinz riß auch ein bißchen
schwermütig die letzten Triebe des Affenbrotbaumes aus. Er glaubte nicht, daß er
jemals zurückkehren müsse. Aber alle diese vertrauten Arbeiten erschienen ihm an
diesem Morgen ungemein süß. Und, als er die Blume zum letztenmal begoß und sich
anschickte, sie unter den Schutz der Glasglocke zu stellen, entdeckte er in sich das
Bedürfnis zu weinen. »Adieu«, sagte er zur Blume. Aber sie antwortete ihm nicht.
»Adieu«, wiederholte er. Die Blume hustete. Aber das kam nicht von der Erkältung.
»Ich bin dumm gewesen«, sagte sie endlich zu ihm. »Ich bitte dich um Verzeihung.
Versuche, glücklich zu sein.« Es überraschte ihn, daß die Vorwürfe ausblieben. Er
stand ganz fassungslos da, mit der Glasglocke in der Hand. Er verstand diese stille
Sanftmut nicht. »Aber ja, ich liebe dich«, sagte die Blume. »Du hast nichts davon
gewußt. Das ist meine Schuld. Es ist ganz unwichtig. Aber du warst ebenso dumm
wie ich. Versuche, glücklich zu sein... Laß diese Glasglocke liegen! Ich will sie nicht
mehr...« »Aber der Wind...« »Ich bin nicht so stark erkältet, daß... Die frische
Nachtluft wird mir gut tun. Ich bin eine Blume.« »Aber die Tiere...« »Ich muß wohl
zwei oder drei Raupen aushalten, wenn ich die Schmetterlinge kennenlernen will.
Auch das scheint sehr schön zu sein. Wer wird mich sonst besuchen? Du wirst ja weit
weg sein. Was aber die großen Tiere angeht, so fürchte ich mich nicht. Ich habe
meine Krallen.« Und sie zeigt treuherzig ihre vier Dornen. Dann fügte sie noch hinzu:
»Zieh es nicht so in die Länge, das ist ärgerlich. Du hast dich entschlossen zu reisen.
So geh!« Denn sie wollte nicht, daß er sie weinen sähe. Es war eine so stolze Blume.
X
Er befand sich in der Region der Asteroiden 325, 326, 327, 328, 329 und 330. Er
begann also, sie zu besuchen, um sich zu beschäftigen und um sich zu bilden. Auf
dem ersten wohnte ein König. Der König thronte in Purpur und Hermelin auf einem
sehr einfachen und dabei sehr königlichen Thron. »Ah! Sieh da, ein Untertan«, rief
der König, als er den kleinen Prinzen sah. Und der kleine Prinz fragte sich: Wie kann
er mich kennen, da er mich noch nie gesehen hat! Er wußte nicht, daß für die Könige
die Welt etwas höchst Einfaches ist: Alle Menschen sind Untertanen. »Komm naher,
daß ich dich besser sehe«, sagte der König und war ganz stolz, daß er endlich für
jemanden König war. Der kleine Prinz schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um,
aber der ganze Planet war bedeckt von dem herrlichen Hermelinmantel. Er blieb also
stehen, und da er müde war, gähnte er. Es verstößt gegen die Etikette, in Gegenwart
eines Königs zu gähnen«, sagte der Monarch. »Ich verbiete es dir.« »Ich kann es
nicht unterdrücken«, antwortete der kleine Prinz ganz verwirrt. »Ich habe eine weite
Reise gemacht und habe nicht geschlafen...« »Dann«, sagte der König, »befehle ich
dir zu gähnen. Ich habe seit Jahren niemanden gähnen sehen, das Gähnen ist für mich
eine Seltenheit. Los! gähne noch einmal! Es ist ein Befehl.« »Das ängstigt mich, ich
kann nicht mehr...«, stammelte der kleine Prinz und errötete. »Hm, hm!« antwortete
der König. »Also dann... befehle ich dir, bald zu gähnen und bald...« Er murmelte ein
bißchen und schien verärgert. Denn der König hielt in hohem Maße darauf, daß man
seine Autorität respektiere. Er duldete keinen Ungehorsam. Er war ein absoluter
Monarch. Aber da er sehr gütig war, gab er vernünftige Befehle. »Wenn ich geböte«,
pflegte er zu sagen, »wenn ich einem General geböte, sich in einen Seevogel zu
verwandeln, und wenn dieser General nicht gehorchte, es wäre nicht die Schuld des
Generals. Es wäre meine Schuld.« »Darf ich mich setzen?« fragte schüchtern der
kleine Prinz. »Ich befehle dir, dich zu setzen«, antwortete der König und zog einen
Zipfel seines Hermelinmantels majestätisch an sich heran. Aber der kleine Prinz
staunte. Der Planet war winzig klein. Worüber konnte der König wohl herrschen?
»Herr«, sagte er zu ihm... »ich bitte, verzeiht mir, daß ich Euch frage...« »Ich befehle
dir, mich zu fragen«, beeilte sich der König zu sagen. »Herr... worüber herrscht Ihr?«
»Über alles«, antwortete der König mit großer Einfachheit. »Über alles?« Der König
wies mit einer bedeutsamen Gebärde auf seinen Planeten, auf die anderen Planeten
und auf die Sterne. »Über all das?« sagte der kleine Prinz. »Über all das...«,
antwortete der König. Denn er war nicht nur ein absoluter Monarch, sondern ein
universeller. »Und die Sterne gehorchen Euch?« »Gewiß«, sagte der König. »sie
gehorchen aufs Wort. Ich dulde keinen Ungehorsam.« Solche Macht verwunderte den
kleinen Prinzen sehr. Wenn er sie selbst gehabt hätte, wäre es ihm möglich gewesen,
nicht dreiundvierzig, sondern zweiundsiebzig oder sogar hundert oder selbst
zweihundert Sonnenuntergängen an ein und demselben Tage beizuwohnen, ohne daß
er seinen Sessel hätte rücken müssen. Und da er sich in der Erinnerung an seinen
kleinen verlassenen Planeten ein bißchen traurig fühlte, faßte er sich ein Herz und bat
den König um eine Gnade: »Ich möchte einen Sonnenuntergang sehen... Machen Sie
mir die Freude... Befehlen Sie der Sonne unterzugehen...« »Wenn ich einem General
geböte, nach der Art der Schmetterlinge von einer Blume zu andern zu fliegen oder
eine Tragödie zu schreiben oder sich in einen Seevogel zu verwandeln, und wenn
dieser General den erhaltenen Befehl nicht ausführte, wer wäre im Unrecht, er oder
ich?« »Sie wären es«, sagte der kleine Prinz überzeugt. »Richtig. Man muß von
jedem fordern, was er leisten kann«, antwortete der König. »Die Autorität beruht vor
allem auf der Vernunft. Wenn du deinem Volke befiehlst, zu marschieren und sich
ins Meer zu stürzen, wird es revoltieren. Ich habe das Recht, Gehorsam zu fordern,
weil meine Befehl vernünftig sind.« »Was ist also mit meinem Sonnenuntergang?«
erinnerte der kleine Prinz, der niemals eine Frage vergaß, wenn er sie einmal gestellt
hatte. »Deinen Sonnenuntergang wirst du haben. Ich werde ihn befehlen. Aber in
meiner Herrscherweisheit werde ich warten, bis die Bedingungen dafür günstig sind.«
»Wann wird das sein?« erkundigte sich der kleine Prinz. »Hm, hm!« antwortete der
König, der zunächst einen großen Kalender studierte, »hm, hm! Das wird sein
gegen... gegen... das wird heute abend gegen sieben Uhr vierzig sein! Und du wirst
sehen, wie man mir gehorcht.« Der kleine Prinz gähnte. Es tat ihm leid um den
versäumten Sonnenuntergang. Er langweilte sich schon ein bißchen. »Ich habe hier
nichts mehr zu tun«, sagte er zum König. »Ich werde wieder abreisen!« »Reise nicht
ab«, antwortete der König, der so stolz war, einen Untertanen zu haben, »ich mache
dich zum Minister!« »Zu was für einem Minister?« »Zum... zum Justizminister!«
»Aber es ist niemand da, über den man richten könnte!« »Das weiß man nicht«, sagte
der König. »Ich habe die Runde um mein Königreich noch nicht gemacht. Ich bin
sehr alt, ich habe keine Platz für einen Wagen und das Gehen macht mich müde.«
»Oh! Aber ich habe schon gesehen«, sagte der kleine Prinz, der sich bückte, um einen
Blick auf die andere Seite des Planeten zu werfen, »es ist auch dort drüben
niemand...« »Du wirst also über dich selbst richten«, antwortete ihm der König. »Das
ist das Schwerste. Es ist viel schwerer, sich selbst zu verurteilen, als über andere zu
richten. Wenn es dir gelingt, über dich selbst gut zu Gericht zu sitzen, dann bist du
ein wirklicher Weiser.« »Ich«, sagte der kleine Prinz, »ich kann über mich richten,
wo immer ich bin. Dazu brauche ich nicht hier zu wohnen.« »Hm, hm!« sagte der
König, »ich glaube, daß es auf meinem Planeten irgendwo eine alte Ratte gibt. Ich
höre sie in der Nacht. Du könntest Richter über diese alte Ratte sein. Du wirst sie von
Zeit zu Zeit zum Tode verurteilen. So wird ihr Leben von deiner Rechtsprechung
abhängen. Aber du wirst sie jedesmal begnadigen, um sie aufzusparen. Es gibt nur
eine.« »Ich liebe es nicht, zum Tode zu verurteilen«, antwortete der kleine Prinz,
»und ich glaube wohl, daß ich jetzt gehe.« »Nein«, sagte der König. Aber der kleine
Prinz, der seine Vorbereitungen bereits getroffen hatte, wollte dem alten Monarchen
nicht wehtun: »Wenn Eure Majestät Wert auf pünktlichen Gehorsam legen, könnten
Sie mir einen vernünftigen Befehl erteilen. Sie könnten mir zum Beispiel befehlen,
innerhalb eine Minute zu verschwinden. Es scheint mir, daß die Umstände günstig
sind...« Da der König nichts erwiderte, zögerte der kleine Prinz zuerst, dann brach er
mit einem Seufzer auf. »Ich mache dich zu meinem Gesandten«, beeilte sich der
König, ihm nachzurufen. Er gab sich den Anschein großer Autorität. Die großen
Leute sind sehr sonderbar, sagte sich der kleine Prinz auf seiner Reise.
XI
Der zweite Planet war von einem Eitlen bewohnt. »Ah, ah, schau, schau, ein
Bewunderer kommt zu Besuch!« rief der Eitle von weitem, sobald er des kleinen
Prinzen ansichtig wurde. Denn für die Eitlen sind die anderen Leute Bewunderer.
»Guten Tag«, sagte der kleine Prinz. »Sie haben einen spaßigen Hut auf.« »Der ist
zum Grüßen«, antwortete ihm der Eitle. »Er ist zum Grüßen, wenn man mir
zujauchzt. Unglücklicherweise kommt hier niemand vorbei.« »Ach ja?« sagte der
kleine Prinz, der nichts davon begriff.
»Schlag deine Hände zusammen«, empfahl ihm der Eitle. Der kleine Prinz schlug
seine Hände gegeneinander. Der Eitle grüßte bescheiden, indem er seinen Hut lüftete.
Das ist unterhaltender als der Besuch beim König, sagte sich der kleine Prinz. Und er
begann von neuem die Hände zusammenzuschlagen. Der Eitle wieder fuhr fort,
seinen Hut grüßend zu lüften. Nach fünf Minuten wurde der kleine Prinz der
Eintönigkeit dieses Spieles überdrüssig: »Und was muß man tun«, fragte er, »damit
der Hut herunterfällt?« Aber der Eitle hörte ihn nicht. Die Eitlen hören immer nur die
Lobreden. »Bewunderst du mich wirklich sehr?« fragte er den kleinen Prinzen. »Was
heißt bewundern?« »Bewundern heißt erkennen, daß ich der schönste, der
bestangezogene, der reichste und der intelligenteste Mensch des Planeten bin.« »Aber
du bist doch allein auf deinem Planeten!« »Mach mir die Freude, bewundere mich
trotzdem!« »Ich bewundere dich«, sagte der kleine Prinz, indem er ein bißchen die
Schultern hob, »aber wozu nimmst du das wichtig?« Und der kleine Prinz machte
sich davon. Die großen Leute sind entschieden sehr verwunderlich, stellte er auf
seiner Reise fest.
XII
Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer. Dieser Besuch war sehr kurz, aber er
tauchte den kleinen Prinzen in eine tiefe Schwermut.
»Was machst du da?« fragte er den Säufer, den er stumm vor einer Reihe leerer und
einer Reihe voller Flaschen sitzend antraf. »Ich trinke«, antwortete der Säufer mit
düsterer Miene. »Warum trinkst du?« fragte ihn der kleine Prinz. »Um zu vergessen«,
antwortete der Säufer. »Um was zu vergessen?« erkundigte sich der kleine Prinz, der
ihn schon bedauerte. »Um zu vergessen, daß ich mich schäme«, gestand der Säufer
und senkte den Kopf. »Weshalb schämst du dich?« fragte der kleine Prinz, der den
Wunsch hatte, ihm zu helfen. »Weil ich saufe!« endete der Säufer und verschloß sich
endgültig in sein Schweigen. Und der kleine Prinz verschwand bestürzt. Die großen
Leute sind entschieden sehr, sehr wunderlich, sagte er zu sich auf seiner Reise.
XIII
Der vierte Planet war der des Geschäftsmannes. Dieser Mann war so beschäftigt,
daß er bei der Ankunft der kleinen Prinzen nicht einmal den Kopf hob. »Guten Tag«,
sagte dieser zu ihm. »Ihre Zigarette ist ausgegangen.« »Drei und zwei ist fünf. Fünf
und sieben ist zwölf. Zwölf und drei ist fünfzehn. Guten Tag. Fünfzehn und sieben ist
zweiundzwanzig. Zweiundzwanzig und sechs ist achtundzwanzig. Keine Zeit, sie
wieder anzuzünden. Sechsundzwanzig und fünf ist einunddreißig. Uff! Das macht
also fünfhunderteine Million,
sechshundertzweiundzwanzigtausendsiebenhunderteinunddreißig.« »Fünfhundert
Millionen wovon?« »Wie? Du bist immer noch da? Fünfhunderteine Million
von...ich weiß nicht mehr... ich habe so viel Arbeit! Ich bin ein ernsthafter Mann, ich
gebe mich nicht mit Kindereien ab. Zwei und fünf ist sieben...« »Fünfhunderteine
Million wovon?« wiederholte der kleine Prinz, der niemals in seinem Leben auf eine
Frage verzichtete, die er einmal gestellt hatte. Der Geschäftsmann hob den Kopf.
»In den vierundfünfzig Jahren, die ich auf diesem Planeten wohne, bin ich nur
dreimal gestört worden. Das erstemal war es vor zweiundzwanzig Jahren ein
Maikäfer, der von weiß Gott wo heruntergefallen war. Er machte einen schrecklichen
Lärm, und ich habe in einer Addition vier Fehler gemacht. Das zweitemal, vor elf
Jahren, war es ein Anfall von Rheumatismus. Es fehlt mir an Bewegung. Ich habe
nicht Zeit, herumzubummeln. Ich bin ein ernsthafter Mann. Und das ist nun das
drittemal! Ich sagte also, fünfhunderteine Million...« »Millionen wovon?« Der
Geschäftsmann begriff, daß es keine Aussicht auf Frieden gab: »Millionen von diesen
kleinen Dingern, die man manchmal am Himmel sieht.« »Fliegen?« »Aber nein,
kleine Dinger, die glänzen.« »Bienen?« »Aber nein. Kleine goldene Dinger, von
denen die Nichtstuer träumerisch werden. Ich bin ein ernsthafter Mann. Ich habe
nicht Zeit zu Träumereien.« »Ach, die Sterne?« »Dann sind es wohl die Sterne.«
»Und was machst du mit fünfhundert Millionen Sternen?« »Fünfhunderteine
Millionen sechshundertzweiundzwanzigtausensiebenhunderteinunddreißig.
Ich bin ein ernsthafter Mann, ich nehme es genau.« »Und was machst du mit diesen
Sternen?« »Was ich damit mache?« »Ja.« »Nichts. Ich besitze sie.« »Du besitzt die
Sterne?« »Ja.« »Aber ich habe schon einen König gesehen, der...« »Könige besitzen
nicht, sie ’regieren über’. Das ist etwas ganz anderes.« »Und was hast du davon, die
Sterne zu besitzen?« »Das macht mich reich.« »Und was hast du vom Reichsein?«
»Weitere Sterne kaufen, wenn jemand welche findet.« Der da, sagte sich der kleine
Prinz, denkt ein bißchen wie mein Säufer. Indessen stellte er noch weitere Fragen:
»Wie kann man die Sterne besitzen?« »Wem gehören sie?« erwiderte mürrisch der
Geschäftsmann. »Ich weiß nicht. Niemandem.« »Dann gehören sie mir, ich habe als
erster daran gedacht.« »Das genügt?« »Gewiß. Wenn du einen Diamanten findest, der
niemandem gehört, dann ist er dein. Wenn du eine Insel findest, die niemandem
gehört, so ist sie dein. Wenn du als erster einen Einfall hast und du läßt ihn
patentieren, so ist er dein. Und ich, ich besitze die Sterne, da niemand vor mir daran
gedacht hat, sie zu besitzen.« »Das ist wahr«, sagte der kleine Prinz. »Und was
machst du damit?« »Ich verwalte sie. Ich zähle sie und zähle sie wieder«, sagte der
Geschäftsmann. »Das ist nicht leicht. Aber ich bin ein ernsthafter Mann.« Der kleine
Prinz war noch nicht zufrieden. »Wenn ich eine Seidenschal habe, kann ich ihn um
meinen Hals wickeln und mitnehmen. Wenn ich eine Blume habe, kann ich meine
Blume pflücken und mitnehmen. Aber du kannst die Sterne nicht pflücken!« »Nein,
aber ich kann sie in die Bank legen.« »Was soll das heißen?« »Das heißt, daß ich die
Zahl meiner Sterne auf ein kleines Papier schreibe. Und dann sperre ich dieses Papier
in eine Schublade.« »Und das ist alles?« »Das genügt.« Das ist amüsant, dachte der
kleine Prinz. Es ist fast dichterisch. Aber es ist nicht ganz ernst zu nehmen. Der
kleine Prinz dachte über die ernsthaften Dinge völlig anders als die großen Leute.
»Ich«, sagte er noch, »ich besitze eine Blume, die ich jeden Tag begieße. Ich besitze
drei Vulkane, die ich jede Woche kehre. Denn ich kehre auch den Erloschenen. Man
kann nie wissen. Es ist gut für meine Vulkane und gut für meine Blume, daß ich sie
besitze. Aber du bist für die Sterne zu nichts nütze...« Der Geschäftsmann öffnete den
Mund, aber er fand keine Antwort, und der kleine Prinz verschwand. Die großen
Leute sind entschieden ganz ungewöhnlich, sagte er sich auf der Reise.
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发布于:2009-11-06 21:56
XIV
Der fünfte Planet war sehr sonderbar. Er war der kleinste von allen. Es war da
gerade Platz genug für eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder. Der kleine
Prinz konnte sich nicht erklären, wozu man irgendwo im Himmel, auf einem Planeten
ohne Haus und ohne Bewohner, eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder
braucht. Doch sagte er sich: Es kann ganz gut sein, daß dieser Mann ein bißchen
verrückt ist. Doch ist er weniger verrückt als der König, der Eitle, der Geschäftsmann
und der Säufer. Seine Arbeit hat wenigstens einen Sinn. Wenn er seine Laterne
anzündet, so ist es, als setze er einen neuen Stern in die Welt, oder eine Blume. Wenn
er seine Laterne auslöscht, so schlafen Stern oder Blume ein. Das ist eine sehr
hübsche Beschäftigung. Es ist auch wirklich nützlich, da es hübsch ist. Als er auf dem
Planeten ankam, grüßte er den Laternenanzünder ehrerbietig. »Guten Tag. Warum
hast Du Deine Laterne eben ausgelöscht?« »Ich habe die Weisung«, antwortete der
Anzünder. »Guten Tag.« »Was ist das, die Weisung?« »Die Weisung, meine Laterne
auszulöschen. Guten Abend.« Und er zündete sie wieder an. »Aber warum hast Du
sie soeben wieder angezündet?« »Das ist die Weisung.«, antwortete der Anzünder.
»Ich verstehe nicht«, sagte der kleine Prinz. »Da ist nichts zu verstehen« sagte der
Anzünder. »Die Weisung ist eben die Weisung. Guten Tag.« Und er löschte seine
Laterne wieder aus. Dann trocknete er sich die Stirn mit einem rotkarierten
Taschentuch. »Ich tue da einen schrecklichen Dienst. Früher ging es vernünftig zu.
Ich löschte am Morgen aus und zündete am Abend an. Den Rest des Tages hatte ich
zum Ausruhn und den Rest der Nacht zum Schlafen...« »Seit damals wurde die
Weisung geändert?« »Die Weisung wurde nicht geändert« sagte der Anzünder. »Das
ist ja das Trauerspiel! Der Planet hat sich von Jahr zu Jahr schneller und schneller
gedreht und die Weisung ist die gleiche geblieben!« »Und?«, sagte der kleine Prinz.
»Und jetzt, da er in der Minute eine Umdrehung macht, habe ich nicht mehr eine
Sekunde Ruhe. Jede Minute zünde ich einmal an, lösche ich einmal aus!«
»Das ist drollig! Die Tage dauern bei dir eine Minute!« »Das ist ganz und gar nicht
drollig«, sagte der Anzünder. »Das ist nun schon ein Monat, daß wir miteinander
sprechen.« »Ein Monat?« »Ja, dreißig Minuten. Dreißig Tage! Guten Abend.« Und er
zündete seine Laterne wieder an. Der kleine Prinz sah ihm zu, und er liebte diesen
Anzünder, der sich so treu an seine Weisung hielt. Er erinnerte sich der
Sonnenuntergänge, die er einmal gesucht hatte und um derentwillen er seinen Sessel
rückte. Er wollte seinem Freund beispringen: »Weißt du ... ich kenne ein Mittel, wie
du dich ausruhen könntest, wenn du wolltest...« »Ich will immer«, sagte der
Anzünder. Denn man kann treu und faul zugleich sein. Der kleine Prinz fuhr fort:
»Dein Planet ist so klein, daß Du mit drei Sprüngen herumkommst. Du mußt nur
langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben. Willst Du dich ausruhen,
dann gehst Du... und der Tag wird so lange dauern, wie Du willst.« »Das hat nicht
viel Witz«, sagte der Anzünder, »was ich im Leben liebe, ist der Schlaf.« »Dann ist es
aussichtslos«, sagte der kleine Prinz. »Aussichtslos«, sagte der Anzünder. »Guten
Tag.« Und er löschte seine Lampe aus. Der, sagte sich der kleine Prinz, während er
seine Reise fortsetzte, der wird von allen anderen verachtet werden, vom König, vom
Eitlen, vom Säufer, vom Geschäftsmann. Dabei ist er der einzige, den ich nicht
lächerlich finde. Das kommt vielleicht daher, weil er sich mit anderen Dingen
beschäftigt statt mit sich selbst. Er stieß einen Seufzer des Bedauerns aus und sagte
sich noch: Der ist der einzige, den ich zu meinem Freund hätte machen können. Aber
sein Planet ist wirklich zu klein. Es ist nicht viel Platz für zwei... Was sich der kleine
Prinz nicht einzugestehen wagte war, daß er diesem gesegneten Planeten
nachtrauerte, besonders der tausendvierhundertvierzig Sonnenuntergänge wegen, in
vierundzwanzig Stunden!
XV
Der sechste Planet war zehnmal so groß. Er war von einem alten Herrn bewohnt,
der ungeheure Bücher schrieb. »Da schau! Ein Forscher!« rief er, als er den kleinen
Prinzen sah. Der kleine Prinz setzte sich an den Tisch und verschnaufte ein wenig. Er
war schon so viel gereist! »Woher kommst Du?« fragte ihn der alte Herr. »Was ist
das für ein dickes Buch?« sagte der kleine Prinz. »Was machen Sie da?« »Ich bin
Geograph«, sagte der alte Herr. »Was ist das, ein Geograph?« »Das ist ein Gelehrter,
der weiß, wo sich die Meere, die Ströme, die Städte, die Berge und die Wüsten
befinden.« »Das ist sehr interessant«, sagte der kleine Prinz. »Endlich ein richtiger
Beruf!« Und er warf einen Blick auf den Planeten des Geographen. Er hatte noch nie
einen so majestätischen Planeten gesehen. »Er ist sehr schön, Euer Planet. Gibt es da
auch Ozeane?« »Das kann ich nicht wissen«, sagte der Geograph. »Ach!« Der kleine
Prinz war enttäuscht. »Und Berge?« »Das kann ich auch nicht wissen«, sagte der
Geograph. »Aber ihr seid Geograph! - Und Städte und Flüsse und Wüsten?« »Auch
das kann ich nicht wissen.« »Aber ihr seid doch Geograph!«
»Richtig«, sagte der Geograph, »aber ich bin nicht Forscher. Es fehlt uns gänzlich an
Forschern. Nicht der Geograph geht die Städte, die Ströme, die Berge, die Meere, die
Ozeane und die Wüsten zählen. Der Geograph ist zu wichtig, um herumzustreunen.
Er verläßt seinen Schreibtisch nicht. Aber er empfängt die Forscher. Er befragt sie
und schreibt sich ihre Eindrücke auf. Und wenn ihm die Notizen eines Forschers
beachtenswert erscheinen, läßt der Geograph über dessen Moralität eine amtliche
Untersuchung anstellen.« »Warum das?« »Weil ein Forscher, der lügt, in den
Geographiebüchern Katastrophen herbeiführen würde. Und auch ein Forscher, der
zuviel trinkt.« »Wie das?«, fragte der kleine Prinz. »Weil die Säufer doppelt sehen.
Der Geograph würde dann zwei Berge einzeichnen, wo nur ein einziger vorhanden
ist.« »Ich kenne einen«, sagte der kleine Prinz, »der wäre ein schlechter Forscher.«
»Das ist möglich. Doch wenn die Moralität des Forschers gut zu sein scheint, macht
man eine Untersuchung über seine Entdeckung.« »Geht man nachsehen?« »Nein. Das
ist zu umständlich. Aber man verlangt vom Forscher, daß er Beweise liefert. Wenn es
sich zum Beispiel um die Entdeckung eines großen Berges handelt, verlangt man, daß
er große Steine mitbringt.« Plötzlich ereiferte sich der Geograph. »Und du, du
kommst von weit her! Du bist ein Forscher! Du wirst mir Deinen Planeten
beschreiben!« Und der Geograph schlug sein Registrierbuch auf und spitzte einen
Bleistift. Zuerst notiert man die Erzählungen der Forscher mit Bleistift. Um sie mit
Tinte aufzuschreiben, wartet man, bis der Forscher Beweise geliefert hat. »Nun?«
fragte der Geograph. »Oh, bei mir zu Hause«, sagte der kleine Prinz, »ist nicht viel
los, da ist es ganz klein. Ich habe drei Vulkane. Zwei Vulkane in Tätigkeit und einen
erloschenen. Aber man kann nie wissen.« »Man weiß nie«, sagte der Geograph. »Ich
habe auch eine Blume.« »Wir schreiben Blumen nicht auf«, sagte der Geograph.
»Warum das? Sie sind das Schönste!« »Weil Blumen vergänglich sind.« »Was heißt
’vergänglich’?« »Die Geographiebücher«, entgegnete der Geograph, »sind die
wertvollsten von allen Büchern. Sie veralten nie. Es ist sehr selten, daß ein Berg
seinen Platz wechselt. Es ist sehr selten, daß ein Ozean seine Wasser ausleert. Wir
schreiben die ewigen Dinge auf.« »Aber die erloschenen Vulkane können wieder
aufwachen«, unterbrach der kleine Prinz. »Was bedeutet ’vergänglich’?« »Ob die
Vulkane erloschen oder tätig sind, kommt für uns aufs gleiche hinaus«, sagte der
Geograph. »Was für uns zählt, ist der Berg. Er verändert sich nicht.« »Aber was
bedeutet ’vergänglich’?« wiederholte der kleine Prinz, der in seinem Leben noch nie
auf eine einmal gestellte Frage verzichtet hatte. »Das heißt von baldigem
Entschwinden bedroht’.« »Ist meine Blume von baldigem Entschwinden bedroht?«
»Gewiß.« Meine Blume ist vergänglich, sagte sich der kleine Prinz, und sie hat nur
vier Dornen, um sich gegen die Welt zu wehren! Und ich habe sie ganz allein zu
Hause zurückgelassen!
Das war die erste Regung seiner Reue. Aber er faßte wieder Mut. »Was raten Sie mir,
wohin ich gehen soll?« fragte er. »Auf den Planeten Erde«, antwortete der Geograph,
»er hat einen guten Ruf...« Und der kleine Prinz machte sich auf und dachte an seine
Blume.
XVI
Der siebente Planet war also die Erde. Die Erde ist nicht irgendein Planet! Man
zählt da hundertelf Könige, wenn man, wohlgemerkt, die Negerkönige nicht vergißt,
siebentausend Geographen, neunhunderttausend Geschäftsleute, siebeneinhalb
Millionen Säufer, dreihundertelf Millionen Eitle, kurz - ungefähr zwei Milliarden
erwachsene Leute. Um euch einen Begriff von den Ausmaßen der Erde zu geben,
muß ich euch sagen, daß man vor der Erfindung der Elektrizität dort auf allen sechs
Kontinenten zusammen eine ganze Armee von
vierhundertzweiundsechzigtausendfünfhundertelf Laternenanzündern im Dienst
hatte. Von einiger Entfernung aus gesehen, wirkte das prächtig. Die Bewegungen
dieser Armee waren gedrillt, wie die eines Opernballetts. Den Reigen begannen die
Anzünder der neuseeländischen und australischen Laternen. Hatten sie ihre Lampen
angezündet, gingen sie schlafen. Dann traten die Laternenanzünder von China und
Sibirien zum Tanze an. Auch sie verschwanden hinter den Kulissen. Dann kamen die
russischen und indischen Laternenanzünder an die Reihe. Dann die von Afrika und
Europa. Dann die von Südamerika. Dann die von Nordamerika. Und niemals irrten
sie sich in der Reihenfolge ihres Auftritts. Es war großartig. Nur der Anzünder der
einzigen Laterne am Nordpol und sein Kollege von der einzigen Laterne am Südpol
führten ein Leben voll Müßiggang und Gemütlichkeit: sie arbeiteten zweimal im Jahr.
XVII
Will man geistreich sein, dann kommt es vor, daß man ein bißchen aufschneidet.
Ich war nicht ganz aufrichtig, als ich euch von den Laternenanzündern erzählte. Ich
laufe Gefahr, denen, die unseren Planeten nicht kennen, ein falsches Bild von ihm zu
geben. Die Menschen benutzen nur sehr wenig Raum auf der Erde. Wenn die zwei
Milliarden Einwohner, die die Erde bevölkern, sich aufrecht und ein bißchen
gedrängt hinstellten, wie bei einer Volksversammlung etwa, kämen sie auf einem
öffentlichen Platz von zwanzig Meilen Länge und zwanzig Meilen Breite leicht unter.
Man könnte die Menschheit auf der geringsten kleinen Insel des Pazifischen Ozeans
zusammenpferchen. Die großen Leute werden Euch das freilich nicht glauben. Sie
bilden sich ein, viel Platz zu brauchen. Sie nehmen sich wichtig wie Affenbrotbäume.
Gebt ihnen also den Rat, sich’s auszurechnen. Sie beten die Zahlen an, das wird ihnen
gefallen. Aber ihr sollt Eure Zeit nicht damit verlieren. Es ist zwecklos. Ihr habt
Vertrauen zu mir. Einmal auf der Erde, wunderte sich der kleine Prinz, niemanden zu
sehen. Er fürchtete schon, sich im Planeten geirrt zu haben, als ein mondfarbener
Ring sich im Sande bewegte. »Gute Nacht«, sagte der kleine Prinz aufs Geratewohl.
»Gute Nacht«, sagte die Schlange. »Auf welchen Planeten bin ich gefallen?« fragte
der kleine Prinz. »Auf die Erde, du bist in Afrika«, antwortete die Schlange. »Ah! ...
es ist also niemand auf der Erde?« »Hier ist die Wüste. In den Wüsten ist niemand.
Die Erde ist groß« sagte die Schlange. Der kleine Prinz setzte sich auf einen Stein und
hob die Augen zum Himmel. »Ich frage mich«, sagte er, »ob die Sterne leuchten,
damit jeder eines Tages den seinen wiederfinden kann. Schau meinen Planeten an. Er
steht gerade über uns... Aber wie weit ist er fort!«
»Er ist schön«, sagte die Schlange. »Was willst Du hier machen?« »Ich habe
Schwierigkeiten mit einer Blume«, sagte der kleine Prinz. »Ah!« sagte die Schlange.
Und sie schwiegen. »Wo sind die Menschen?« fuhr der kleine Prinz endlich fort.
»Man ist ein bißchen einsam in der Wüste...« »Man ist auch bei den Menschen
einsam«, sagte die Schlange. Der kleine Prinz sah sie lange an. »Du bist ein drolliges
Tier«, sagte er schließlich, »dünn wie ein Finger...« »Aber ich bin mächtiger als der
Finger eines Königs«, sagte die Schlange. Der kleine Prinz mußte lächeln. »Du bist
nicht sehr mächtig ... Du hast nicht einmal Füße ... Du kannst nicht einmal reisen ...«
»Ich kann Dich weiter bringen als ein Schiff«, sagte die Schlange. Sie rollte sich um
den Knöchel des kleinen Prinzen wie ein goldenes Armband. »Wen ich berühre, den
gebe ich der Erde zurück, aus der er hervorgegangen ist«, sagte sie noch. »Aber Du
bist rein, du kommst von einem Stern...« Der keine Prinz antwortete nichts. »Du tust
mir leid auf dieser Erde aus Granit, du, der du so schwach bist. Ich kann dir eines
Tages helfen, wenn Du dich zu sehr nach Deinem Planeten sehnst. Ich kann ...« »Oh,
ich habe sehr gut verstanden« sagte der kleine Prinz, »aber warum sprichst Du immer
in Rätseln?« »Ich löse sie alle«, sagte die Schlange. Und sie schwiegen.
XVIII
Der kleine Prinz durchquerte die Wüste und begegnete nur einer Blume mit drei
Blütenblättern, einer ganz armseligen Blume... »Guten Tag«, sagte der kleine Prinz.
»Guten Tag«, sagte die Blume.
»Wo sind die Menschen?« fragte höflich der kleine Prinz. Die Blume hatte eines
Tages eine Karawane vorüberziehen sehen. »Die Menschen? Es gibt, glaube ich,
sechs oder sieben. Ich habe sie vor Jahren gesehen. Aber man weiß nie, wo sie zu
finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln, das ist sehr übel für
sie.« »Adieu«, sagte der kleine Prinz »Adieu«, sagte die Blume.
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发布于:2009-11-06 21:57
XIX
Der kleine Prinz stieg auf einen hohen Berg. Die einzigen Berge, die er kannte,
waren die drei Vulkane, und sie reichten nur bis an die Knie, und den erloschenen
Vulkan benutze er als Schemel. Von einem Berg so hoch wie der da, sagte er sich,
werde ich mit einemmal den ganzen Planeten und alle Menschen sehen... Aber er sah
nichts als die Nadeln spitziger Felsen.
»Guten Tag«, sagte er aufs Geratewohl. »Guten Tag... Guten Tag... Guten Tag...«,
antwortete das Echo. »Wer bist Du?«, sagte der kleine Prinz. »Wer bist Du... Wer bist
Du... Wer bist Du...?«, antwortete das Echo. »Seid meine Freunde, ich bin allein«,
sagte er. »Ich bin allein... allein... allein...«antwortete das Echo. Was für ein
merkwürdiger Planet! dachte er da. Er ist ganz trocken, voller Spitzen und ganz
salzig. Und den Menschen fehlt es an Phantasie. Sie wiederholen, was man ihnen
sagt... Zu Hause hatte ich eine Blume: Sie sprach immer zuerst...
XX
Aber nachdem der kleine Prinz lange über den Sand, die Felsen und den Schnee
gewandert war, geschah es, daß er endlich eine Straße entdeckte. Und die Straßen
führen zu Menschen. »Guten Tag«, sagte er. Da war ein blühender Rosengarten.
»Guten Tag«, sagten die Rosen.
Der kleine Prinz sah sie an. Sie glichen alle seiner Blume. »Wer seid ihr?« fragte er
sie höchst erstaunt. »Wir sind Rosen«, sagten die Rosen. »Ach!« sagte der kleine
Prinz... Und er fühlte sich sehr unglücklich. Seine Blume hatte ihm erzählt, daß sie
auf der ganzen Welt einzig in ihrer Art sei. Und siehe!, da waren fünftausend davon,
alle gleich, in einem einzigen Garten! Sie wäre sehr böse, wenn sie das sähe, sagte er
sich... Sie würde fürchterlich husten und so tun, als stürbe sie, um der Lächerlichkeit
zu entgehen. Und ich müßte wohl so tun, als pflegte ich sie, denn sonst ließe ich sie
wirklich sterben, um auch mich zu beschämen... Dann sagte er sich noch: Ich glaubte,
ich sei reich durch eine einzigartige Blume, und ich besitze nur eine gewöhnliche
Rose. Sie und meine drei Vulkane, die mir bis ans Knie reichen und von denen einer
vielleicht für immer verloschen ist, das macht aus mir keinen sehr großen Prinzen...
Und er warf sich ins Gras und weinte.
XXI
In diesem Augenblick erschien der Fuchs: »Guten Tag«, sagte der Fuchs. »Guten
Tag«, antwortete höflich der kleine Prinz, der sich umdrehte, aber nichts sah. »Ich bin
da«, sagte die Stimme, »unter dem Apfelbaum...« »Wer bist du?« sagte der kleine
Prinz. »Du bist sehr hübsch...« »Ich bin ein Fuchs«, sagte der Fuchs.
»Komm und spiel mit mir«, schlug ihm der kleine Prinz vor. »Ich bin so traurig...«
»Ich kann nicht mit dir spielen«, sagte der Fuchs. »Ich bin noch nicht gezähmt!« »Ah,
Verzeihung!« sagte der kleine Prinz. Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu:
»Was bedeutet das: ’zähmen’?« »Du bist nicht von hier, sagte der Fuchs, »was suchst
du?« »Ich suche die Menschen«, sagte der kleine Prinz. »Was bedeutet ’zähmen’?«
»Die Menschen«, sagte der Fuchs, »die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr
lästig. Sie ziehen auch Hühner auf. Das ist ihr einziges Interesse. Du suchst Hühner?«
»Nein«, sagte der kleine Prinz, »ich suche Freunde. Was heißt ’zähmen’?« »Das ist
eine in Vergessenheit geratene Sache«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet: sich ’vertraut
machen’.« »Vertraut machen?« »Gewiß«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich noch
nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich
brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein
Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir
einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich
einzig sein in der Welt...« »Ich beginne zu verstehen«, sagte der kleine Prinz. »Es
gibt eine Blume... ich glaube, sie hat mich gezähmt...« »Das ist möglich«, sagte der
Fuchs. »Man trifft auf der Erde alle möglichen Dinge...« »Oh, das ist nicht auf der
Erde«, sagte der kleine Prinz. Der Fuchs schien sehr aufgeregt: »Auf einem anderen
Planeten?« »Ja.« »Gibt es Jäger auf diesem Planeten?« »Nein.« »Das ist interessant!
Und Hühner?« »Nein.« »Nichts ist vollkommen!« seufzte der Fuchs. Aber der Fuchs
kam auf seinen Gedanken zurück: »Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die
Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander, und alle Menschen gleichen
einander. Ich langweile mich also ein wenig. Aber wenn du mich zähmst, wird mein
Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang deines Schrittes kennen, der sich
von allen andern unterscheidet. Die anderen Schritte jagen mich unter die Erde. Der
deine wird mich wie Musik aus dem Bau locken.
Und dann schau! Du siehst da drüben die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Für mich
ist der Weizen zwecklos. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist
traurig. Aber du hast weizenblondes Haar. Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich
einmal gezähmt hast! Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern. Und
ich werde das Rauschen des Windes im Getreide liebgewinnen.« Der Fuchs
verstummte und schaute den Prinzen lange an: »Bitte... zähme mich!« sagte er. »Ich
möchte wohl«, antwortete der kleine Prinz, »aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muß
Freunde finden und viele Dinge kennenlernen.« »Man kennt nur die Dinge, die man
zähmt«, sagte der Fuchs. »Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas
kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine
Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen
Freund willst, so zähme mich!« »Was muß ich da tun?« sagte der kleine Prinz. »Du
mußt sehr geduldig sein«, antwortete der Fuchs. »Du setzt dich zuerst ein wenig
abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel
anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der
Mißverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzen können...«
Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück. »Es wäre besser gewesen, du
wärst zur selben Stunde wiedergekommen«, sagte der Fuchs. »Wenn du zum Beispiel
um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein.
Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr
werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahre, wie teuer das
Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz
da sein soll... Es muß feste Bräuche geben.« »Was heißt ’fester Brauch’?«, sagte der
kleine Prinz. »Auch etwas in Vergessenheit Geratenes«, sagte der Fuchs. »Es ist das,
was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden. Es
gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern.
Sie tanzen am Donnerstag mit dem Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag
der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger
irgendwann einmal zum Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte
niemals Ferien.« So machte denn der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und
als die Stunde des Abschieds nahe war: »Ach!« sagte der Fuchs, »ich werde weinen.«
»Das ist deine Schuld«, sagte der kleine Prinz, »ich wünschte dir nichts Übles, aber
du hast gewollt, daß ich dich zähme...« »Gewiß«, sagte der Fuchs. »Aber nun wirst
du weinen!« sagte der kleine Prinz. »Bestimmt«, sagte der Fuchs. »So hast du nichts
gewonnen!« »Ich habe«, sagte der Fuchs, »die Farbe des Weizens gewonnen.« Dann
fügte er hinzu: »Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, daß die deine
einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde
dir ein Geheimnis schenken.« Der kleine Prinz ging, die Rosen wiederzusehen: »Ihr
gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts«, sagte er zu ihnen. »Niemand hat
sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr
seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere.
Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.«
Und die Rosen waren sehr beschämt. »Ihr seid schön, aber ihr seit leer«, sagte er
noch. »Man kann für euch nicht sterben. Gewiß, ein Irgendwer, der vorübergeht,
könnte glauben, meine Rose ähnle euch. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr
alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz
gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist,
deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge
willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch
manchmal schweigen. Da es meine Rose ist.« Und er kam zum Fuchs zurück:
»Adieu«, sagte er... »Adieu«, sagte der Fuchs. »Hier mein Geheimnis. Es ist ganz
einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen
unsichtbar.« »Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«, wiederholte der kleine
Prinz, um es sich zu merken. »Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht
deine Rose so wichtig.« »Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe...«, sagte der
kleine Prinz, um es sich zu merken. »Die Menschen haben diese Wahrheit
vergessen«, sagte der Fuchs. »Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens
für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose
verantwortlich...« »Ich bin für meine Rose verantwortlich...«, wiederholte der kleine
Prinz, um es sich zu merken.
XXII
Guten Tag«, sagte der kleine Prinz. »Guten Tag«, sagte der Weichensteller. »Was
machst du da?« sagte der kleine Prinz. »Ich sortiere die Reisenden nach
Tausenderpaketen«, sagte der Weichensteller. »Ich schicke die Züge, die sie
fortbringen, bald nach rechts, bald nach links.« Und ein lichterfunkelnder Schnellzug,
grollend wie der Donner, machte das Weichenstellerhäuschen erzittern. »Sie haben es
sehr eilig«, sagte der kleine Prinz, »Wohin wollen sie?« »Der Mann von der
Lokomotive weiß es selbst nicht«, sagte der Weichensteller. »Das wechselt.« »Waren
sie nicht zufrieden dort, wo sie waren?« »Man ist nicht zufrieden dort, wo man ist«,
sagte der Weichensteller. Und es rollte der Donner eines dritten funkelnden
Schnellzuges vorbei. »Verfolgen diese die ersten Reisenden?«, fragte der kleine
Prinz. »Sie verfolgen gar nichts«, sagte der Weichensteller. »Sie schlafen da drinnen
oder sie gähnen auch. Nur die Kinder drücken ihre Nasen gegen die
Fensterscheiben.« »Nur die Kinder wissen, wohin sie wollen«, sagte der kleine Prinz.
»Sie wenden ihre Zeit an eine Puppe aus Stoff-Fetzen, und die Puppe wird ihnen sehr
wertvoll, und wenn man sie ihnen wegnimmt, weinen sie ...« »Sie haben es gut«,
sagte der Weichensteller.
XXIII
Guten Tag«, sagte der kleine Prinz. »Guten Tag«, sagte der Händler. Er handelte
mit höchst wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und
spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken. »Warum verkaufst du das?« sagte
der kleine Prinz. »Das ist eine große Zeitersparnis«, sagte der Händler. »Die
Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig
Minuten in der Woche.« »Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?«
»Man macht damit, was man will ...« »Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig
hätte", sagte der kleine Prinz, »würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen
...«
XXIV
Es war am achten Tage nach meiner Panne in der Wüste und ich hörte gerade die
Geschichte vom Pillenverkäufer, als ich den letzten Tropfen meines Wasservorrates
trank: »Ach«, sagte ich zum kleinen Prinzen, »deine Erinnerungen sind ganz hübsch,
aber ich habe mein Flugzeug noch nicht repariert, habe nichts mehr zu trinken und
wäre glücklich, wenn auch ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen könnte!«
»Mein Freund, der Fuchs«, sagte er ... »Mein kleines Kerlchen, es handelt sich nicht
mehr um den Fuchs!« »Warum?« »Weil man vor Durst sterben wird ...« Er verstand
meinen Einwand nicht, er antwortete: »Es ist gut einen Freund zu haben, selbst wenn
man sterben muß. Ich bin froh, daß ich einen Fuchs zum Freunde hatte ...« Er ermißt
die Gefahr nicht, sagte ich mir. Er hat nie Hunger, nie Durst. Ein bißchen Sonne
genügt ihm ... Aber er sah mich an und antwortete auf meine Gedanken: »Ich habe
auch Durst ... suchen wir einen Brunnen ...« Ich machte eine Gebärde der
Hoffnungslosigkeit: es ist sinnlos auf gut Glück in der Endlosigkeit der Wüste einen
Brunnen zu suchen. Dennoch machten wir uns auf den Weg. Als wir stundenlang
schweigend dahingezogen waren, brach die Nacht herein, und die Sterne begannen zu
leuchten. Ich sah sie wie im Traum, ich hatte ein wenig Fieber vor Durst. Die Worte
des kleinen Prinzen tanzten durch mein Bewußtsein: »Du hast also auch Durst?«
fragte ich ihn. Er antwortete nicht auf meine Frage. Er sagte einfach: »Wasser kann
auch gut sein für das Herz ...« Ich verstand seine Worte nicht, aber ich schwieg ... Ich
wußte gut, daß man ihn nicht fragen durfte. Er war müde. Er setzte sich. Ich setzte
mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch: »Die Sterne sind schön,
weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht ...« Ich antwortete: »Gewiß«,
und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde. »Die Wüste ist
schön, fügte er hinzu ...« Und das war wahr. Ich habe die Wüste immer geliebt. Man
setzt sich auf eine Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Und währenddessen
strahlt etwas in der Stille. »Es macht die Wüste schön«, sagte der kleine Prinz, »daß
sie irgendwo einen Brunnen birgt.« Ich war überrascht, dieses geheimnisvolle
Leuchten des Sandes plötzlich zu verstehen. Als ich ein kleiner Knabe war, wohnte
ich in einem alten Haus, und die Sage erzählte, daß darin ein Schatz versteckt sei.
Gewiß, es hat ihn nie jemand gesucht. Aber er verzauberte dieses ganze Haus. Mein
Haus barg ein Geheimnis auf dem Grunde seines Herzens ... »Ja«, sagte ich zum
kleinen Prinzen, »ob es sich um das Haus, um die Sterne oder um die Wüste handelt,
was ihre Schönheit ausmacht, ist unsichtbar!« »Ich bin froh«, sagte er, »daß du mit
meinem Fuchs übereinstimmst.« Da der kleine Prinz einschlief, nahm ich ihn in
meine Arme und machte mich wieder auf den Weg. Ich war bewegt. Mir war, als
trüge ich ein zerbrechliches Kleinod. Es schien mir sogar, als gäbe es nichts
Zerbrechlicheres auf der Erde. Ich betrachtete im Mondlicht diese blasse Stirn, diese
geschlossenen Augen, diese im Winde zitternde Haarsträhne, und ich sagte mir: Was
ich da sehe, ist nur eine Hülle. Das Eigentliche ist unsichtbar ... Da seine
halbgeöffneten Lippen ein halbes Lächeln andeuteten, dachte ich mir auch: Was mich
an diesem kleinen eingeschlafenen Prinzen so sehr rührt, ist seine Treue zu seiner
Blume, ist das Bild einer Rose, das ihn durchstrahlt wie die Flamme einer Lampe,
selbst wenn er schläft ... Und er kam mir noch zerbrechlicher vor als bisher. Man muß
die Lampen sorgsam schützen: ein Windstoß kann sie zum Verlöschen bringen ...
Und während ich so weiterging, entdeckte ich bei Tagesanbruch den Brunnen.
9#
发布于:2009-11-06 21:59
XXV
Die Leute«, sagte der kleine Prinz, »schieben sich in die Schnellzüge, aber sie
wissen gar nicht, wohin sie fahren wollen. Nachher regen sie sich auf und drehen sich
im Kreis ...« Und er fügte hinzu: »Das ist nicht der Mühe wert ...« Der Brunnen, den
wir erreicht hatten, glich nicht den Brunnen der Sahara. Die Brunnen der Sahara sind
einfache, in den Sand gegrabene Löcher. Dieser da glich einem Dorfbrunnen. Aber es
war keinerlei Dorf da, und ich glaubte zu träumen. »Das ist merkwürdig«, sagte ich
zum kleinen Prinzen, »alles ist bereit: die Winde, der Kübel und das Seil ...« Er
lachte, berührte das Seil, ließ die Rolle spielen. Und die Rolle knarrte wie ein altes
Windrad, wenn der Wind lange geschlafen hat. »Du hörst«, sagte der kleine Prinz,
»wir wecken diesen Brunnen auf, und er singt ...«
Ich wollte nicht, daß er sich abmühte: »Laß mich das machen«, sagte ich zu ihm,
»das ist zu schwer für dich.« Langsam hob ich den Kübel bis zum Brunnenrand. Ich
stellte ihn dort schön aufrecht. In meinen Ohren war noch immer der Gesang der
Zugwinde, und im Wasser, das noch zitterte, sah ich die Sonne zittern. »Ich habe
Durst nach diesem Wasser«, sagte der kleine Prinz, »gib mir zu trinken ...« Und ich
verstand, was er gesucht hatte. Ich hob den Kübel an seine Lippen. Er trank mit
geschlossenen Augen. Das war süß wie ein Fest. Dieses Wasser war etwas ganz
anderes als ein Trunk. Es war entsprungen aus dem Marsch unter den Sternen, aus
dem Gesang der Rolle, aus der Mühe meiner Arme. Es war gut fürs Herz, wie ein
Geschenk. Genau so machten, als ich ein Knabe war, die Lichter des Christbaums,
die Musik der Weihnachtsmette, die Sanftmut des Lächelns den eigentlichen Glanz
der Geschenke aus, die ich erhielt. »Die Menschen bei dir zu Hause«, sagte der kleine
Prinz, »züchten fünftausend Rosen in ein und demselben Garten ...und doch finden
sie dort nicht, was sie suchen ...« »Sie finden es nicht«, antwortete ich ... »Und dabei
kann man das, was sie suchen, in einer einzigen Rose oder in ein bißchen Wasser
finden ...« »Ganz gewiß«, antwortete ich. Und der kleine Prinz fügte hinzu: »Aber die
Augen sind blind. Man muß mit dem Herzen suchen.« Ich hatte getrunken. Es atmete
sich wieder gut. Der Sand hat bei Tagesanbruch die Farbe des Honigs. Auch über
diese Honigfarbe war ich glücklich. Warum mußte ich Kummer haben ... »Du mußt
dein Versprechen halten«, sagte sanft der kleine Prinz, der sich wieder zu mir gesetzt
hatte. »Welches Versprechen« »Du weißt, einen Maulkorb für mein Schaf ...Ich bin
verantwortlich für diese Blume!« Ich nahm meine Skizzen aus der Tasche. Der kleine
Prinz sah sie und sagte lachend: »Deine Affenbrotbäume schauen ein bißchen wie
Kohlköpfe aus...« »Oh!« Und ich war auf die Affenbrotbäume so stolz gewesen!
»Dein Fuchs ...seine Ohren ...sie schauen ein wenig wie Hörner aus ...sie sind viel zu
lang!« Und er lachte wieder. »Du bist ungerecht, kleines Kerlchen, ich konnte nichts
zeichnen als geschlossene und offene Riesenschlangen!« »Oh! Es wird schon gehn«,
sagte er, »die Kinder wissen ja Bescheid.« Ich kritzelte also einen Maulkorb hin. Und
das Herz krampfte sich mir zusammen, als ich ihn dem kleinen Prinzen gab: »Du hast
Pläne, von denen ich nichts weiß ...« Aber er antwortete nicht. Er sagte: »Du weißt,
mein Sturz auf die Erde ...Morgen wird es ein Jahr sein ...« Dann, nach einem
Schweigen, sagte er noch: »Ich war ganz in der Nähe heruntergefallen ...« Und er
errötete. Wieder fühlte ich einen merkwürdigen Kummer, ohne zu wissen, warum.
Indessen kam mir eine Frage: »Dann ist es kein Zufall, daß du am Morgen, da ich
dich kennenlernte, vor acht Tagen, so ganz allein, tausend Meilen von allen
bewohnten Gegenden entfernt, spazierengingst! Du kehrtest zu dem Punkt zurück,
wohin du gefallen warst?« Der kleine Prinz errötete noch mehr. Und ich fügte
zögernd hinzu: »Vielleicht war es der Jahrestag? ...« Von neuem errötete der kleine
Prinz. Er antwortete nie auf die Fragen, aber wenn man errötet, so bedeutet das ,ja,
nicht wahr? »Ach«, sagte ich, »ich habe Angst!« Aber er antwortete: »Du mußt jetzt
arbeiten. Du mußt wieder zu deiner Maschine zurückkehren. Ich erwarte dich hier.
Komm morgen abend wieder...« Aber ich war nicht beruhigt. Ich erinnerte mich an
den Fuchs. Man läuft Gefahr, ein bißchen zu weinen, wenn man sich hat zähmen
lassen ...
XXVI
Neben dem Brunnen stand die Ruine einer alten Steinmauer. Als ich am nächsten
Abend von meiner Arbeit zurückkam, sah ich von weitem meinen kleinen Prinzen da
oben sitzen, mit herabhängenden Beinen. Und ich hörte ihn sprechen. »Du erinnerst
dich also nicht mehr?« sagte er. »Es ist nicht ganz genau hier!« Zweifellos antwortete
ihm eine andere Stimme, da er erwiderte: »Doch! Doch! Es ist wohl der Tag, aber
nicht ganz genau der Ort...« Ich setzte meinen Weg zur Mauer fort. Ich sah und hörte
niemanden. Dennoch erwiderte der kleine Prinz von neuem: »Gewiß. Du wirst sehen,
wo meine Spur im Sand beginnt. Du brauchst mich nur dort zu erwarten. Ich werde
heute nacht dort sein.« Ich war zwanzig Meter von der Mauer entfernt und sah noch
immer nichts. Der kleine Prinz sagte noch, nach einem kurzen Schweigen: »Du hast
gutes Gift? Bist Du sicher, daß du mich nicht lange leiden läßt?«
Ich blieb stehen, und das Herz preßte sich mir zusammen, aber ich verstand noch
immer nicht. »Jetzt geh weg«, sagte er, »ich will hinunterspringen! Da richtete ich
selbst den Blick auf den Fuß der Mauer, und ich machte einen Satz! Da war, zum
kleinen Prinzen emporgereckt, eine dieser gelben Schlangen, die euch in dreißig
Sekunden erledigen ... Ich wühlte in meiner Tasche nach meinem Revolver und
begann zu laufen, aber bei dem Lärm, den ich machte, ließ sich die Schlange sachte
in den Sand gleiten, wie ein Wasserstrahl, der stirbt, und ohne allzu große Eile
schlüpfte sie mit einem leichten metallenen Klirren zwischen die Steine. Gerade
rechtzeitig kam ich zur Mauer, um mein kleines Kerlchen von einem Prinzen in
meinen Armen aufzufangen; er war bleich wie der Schnee. »Was sind das für
Geschichten! Du sprichst jetzt mit Schlangen?!« Ich hatte ihm sein ewiges gelbes
Halstuch abgenommen. Ich hatte ihm die Schläfen genetzt und ihm zu trinken
gegeben. Und jetzt wage ich nicht, ihn weiter zu fragen. Er schaute mich ernsthaft an
und legte seine Arme um meinen Hals. Ich fühlte sein Herz klopfen wie das eines
sterbenden Vogels, den man mit der Flinte geschossen hat. Er sagte zu mir: »Ich bin
froh, daß du gefunden hast, was an deiner Maschine fehlte. Du wirst nach Hause
zurückkehren können ...« »Woher weißt du das?« Ich hatte ihm gerade erzählen
wollen, daß mir gegen alle Erwartungen meine Arbeit geglückt sei! Er antwortete
nicht auf meine Frage, fuhr aber fort: »Auch ich werde heute nach Hause
zurückkehren ...« Dann schwermütig: »Das ist viel weiter ...Das ist viel schwieriger
...« Ich fühle wohl, daß etwas Außergewöhnliches vorging. Ich schloß ihn fest in die
Arme wie ein kleines Kind, und doch schien es mir, als stürzte er senkrecht in einen
Abgrund, ohne daß ich imstande war, ihn zurückzuhalten ... Sein Blick war ernst; er
verlor sich in weiter Ferne: »Ich habe dein Schaf. Und ich habe die Kiste für das
Schaf. Und ich habe den Maulkorb ...« Und er lächelte schwermütig. Ich wartete
lange. Ich fühlte, daß er sich mehr und mehr erwärmte: »Kleines Kerlchen, du hast
Angst gehabt ...« Er hatte Angst gehabt, ganz gewiß! Aber er lachte sanft: »Ich werde
heute abend noch viel mehr Angst haben ...« Wieder lief es mir eisig über den
Rücken bei dem Gefühl des Unabwendbaren. Dieses Lachen nie mehr zu hören - ich
begriff, daß ich den Gedanken nicht ertrug. Es war für mich wie ein Brunnen in der
Wüste. »Kleines Kerlchen, ich will dich noch mehr lachen hören ...« Aber er sagte zu
mir: »Diese Nacht wird es ein Jahr. Mein Stern wird sich gerade über dem Ort
befinden, wo ich letztes Jahr gelandet bin ...« »Kleines Kerlchen, ist sie nicht ein
böser Traum, diese Geschichte mit der Schlange und der Vereinbarung und dem
Stern ...« Aber er antwortete nicht auf meine Frage. Er sagte: »Was wichtig ist, sieht
man nicht ...« »Gewiß ...« Das ist wie mit der Blume. Wenn du eine Blume liebst, die
auf einem Stern wohnt, so ist es süß, bei Nacht den Himmel zu betrachten. Alle
Sterne sind voll Blumen.« »Gewiß ...« »Das ist wie mit dem Wasser. Was du mir zu
trinken gabst, war wie Musik, die Winde und das Seil ...du erinnerst dich ...es war
gut.« »Gewiß ...« »Du wirst in der Nacht die Sterne anschauen. Mein Zuhause ist zu
klein, um es dir zeigen zu können, wo es umgeht. Es ist besser so. Mein Stern wird
für dich einer der Sterne sein. Dann wirst du alle Sterne gern anschauen ...Alle
werden sie deine Freunde sein. Und dann werde ich dir ein Geschenk machen ...« Er
lachte noch. »Ach! Kleines Kerlchen, kleines Kerlchen! Ich höre dieses Lachen so
gern!« »Gerade das wird mein Geschenk sein ...Es wird sein wie mit dem Wasser ...«
»Was willst du sagen?« »Die Leute haben Sterne, aber es sind nicht die gleichen. Für
die einen, die reisen, sind die Sterne Führer. Für andere sind sie nichts als kleine
Lichter. Für wieder andere, die Gelehrten, sind sie Probleme. Für meinen
Geschäftsmann waren sie Gold. Aber alle diese Sterne schweigen. Du, du wirst
Sterne haben, wie sie niemand hat ...« »Was willst du sagen?« »Wenn du bei Nacht
den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem
von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben,
die lachen können!« Und er lachte wieder. »Und wenn du dich getröstet hast (man
tröstet sich immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein
Freund sein. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen. Und du wirst manchmal dein
Fenster öffnen, gerade so, zum Vergnügen ...Und deine Freunde werden sehr erstaunt
sein, wenn sie sehen, daß du den Himmel anblickst und lachst. Dann wirst du ihnen
sagen: ,Ja, die Sterne, die bringen mich immer zum Lachen!’ und sie werden dich für
verrückt halten. Ich werde dir einen hübschen Streich gespielt haben...« Und er lachte
wieder. »Es wird sein, als hätte ich dir statt der Sterne eine Menge kleiner Schellen
geschenkt, die lachen können ...« Und er lachte noch immer. Dann wurde er wieder
ernst: »Diese Nacht ...weißt du ...komm nicht!« »Ich werde dich nicht verlassen.«
Aber er war voll Sorge. »Ich sage dir das ...auch wegen der Schlange. Sie darf dich
nicht beißen ... Die Schlangen sind böse. Sie können zum Vergnügen beißen ...« »Ich
werde dich nicht verlassen.« Aber etwas beruhigte ihn: »Es ist wahr, sie haben für
den zweiten Biß kein Gift mehr...« Ich habe es nicht gesehen, wie er sich in der Nacht
auf den Weg machte. Er war lautlos entwischt. Als es mir gelang, ihn einzuholen,
marschierte er mit raschem, entschlossenem Schritt dahin.
Er sagte nur: »Ah, du bist da ...« Und er nahm mich bei der Hand. Aber er quälte sich
noch: »Du hast recht getan. Es wird dir Schmerz bereiten. Es wird aussehen, als wäre
ich tot, und das wird nicht wahr sein ...« Ich schwieg. »Du verstehst. Es ist zu weit.
Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer.« Ich schwieg. »Aber er
wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche
alten Hüllen ...«
Ich schwieg. Er verlor ein bißchen den Mut. Aber er gab sich noch Mühe: »Weißt du,
es wird allerliebst sein. Auch ich werde die Sterne anschauen. Alle Sterne werden
Brunnen sein mit einer verrosteten Winde. Alle Sterne werden mir zu trinken geben
...« Ich schwieg. »Das wird so lustig sein! Du wirst fünfhundert Millionen Schellen
haben, ich werde fünfhundert Brunnen haben ...« Und auch er schwieg, weil er
weinte ... »Da ist es. Laß mich einen Schritt ganz allein tun.« Und er setzte sich, weil
er Angst hatte. Er sagte noch: »Du weißt ...meine Blume ...ich bin für sie
verantwortlich! Und sie ist so schwach! Und sie ist so kindlich. Sie hat vier Dornen,
die nicht taugen, sie gegen die Welt zu schützen ...« Ich setzte mich, weil ich mich
nicht mehr aufrecht halten konnte. Er sagte: »Hier ...Das ist alles ...« Er zögerte noch
ein bißchen, dann erhob er sich. Er tat einen Schritt. Ich konnte mich nicht rühren. Es
war nichts als ein gelber Blitz bei seinem Knöchel. Er blieb einen Augenblick reglos.
Er schrie nicht. Er fiel sachte, wie ein Blatt fällt. Ohne das leiseste Geräusch fiel er in
den Sand.
XXVII
Und jetzt sind es gewiß schon wieder sechs Jahre her ... Ich habe diese Geschichte
noch nie erzählt. Die Kameraden, die mich wiedergesehen haben, waren froh, mich
lebend wiederzusehen. Ich war traurig, aber ich sagte zu ihnen: Das ist die
Erschöpfung ... Jetzt habe ich mich ein bißchen getröstet. Das heißt ... Nicht ganz.
Aber ich weiß gut, er ist auf seinen Planeten zurückgekehrt, denn bei Tagesanbruch
habe ich seinen Körper nicht wiedergefunden. Es war kein so schwerer Körper ...
Und ich liebe es, des Nachts den Sternen zuzuhören. Sie sind wie fünfhundert
Millionen Glöckchen ... Aber nun geschieht etwas Außergewöhnliches. Ich habe
vergessen, an den Maulkorb, den ich für den kleinen Prinzen gezeichnet habe, einen
Lederriemen zu machen! Es wird ihm nie gelungen sein, ihn dem Schaf anzulegen.
So frage ich mich: Was hat sich auf dem Planeten wohl ereignet? Vielleicht hat das
Schaf doch die Blume gefressen ... Das eine Mal sage ich mir: Bestimmt nicht! Der
kleine Prinz deckt seine Blume jede Nacht mit seinem Glassturz zu, und er gibt auf
sein Schaf acht. Dann bin ich glücklich. Und alle Sterne lachen leise. Dann wieder
sage ich mir: Man ist das eine oder das andere Mal zerstreut, und das genügt! Er hat
eines Abends die Glasglocke vergessen, oder das Schaf ist eines Nachts lautlos
entwichen ... Dann verwandeln sich die Schellen alle in Tränen! ... Das ist ein sehr
großes Geheimnis. Für euch, die ihr den kleinen Prinzen auch liebt, wie für mich,
kann nichts auf der Welt unberührt bleiben, wenn irgendwo, man weiß nicht wo, ein
Schaf, das wir nicht kennen, eine Rose vielleicht gefressen hat, oder vielleicht nicht
gefressen hat ... Schaut den Himmel an. Fragt euch: Hat das Schaf die Blume
gefressen oder nicht? Ja oder nein? Und ihr werdet sehen, wie sich alles verwandelt
... Aber keiner von den großen Leuten wird jemals verstehn, daß das eine so große
Bedeutung hat!
Epilog
Das ist für mich die schönste und traurigste Landschaft der Welt. Es ist die gleiche
wie auf der vorletzten Seite, aber ich habe sie nochmals hergezeichnet, um sie Euch
ganz deutlich zu machen. Hier ist der kleine Prinz auf der Erde erschienen und
wieder verschwunden. Schaut diese Landschaft genau an, damit ihr sie sicher
wiedererkennt, wenn ihr eines Tages durch die afrikanische Wüste reist. Und wenn
ihr zufällig da vorbeikommt, eilt nicht weiter, ich flehe Euch an - wartet ein bißchen,
gerade unter dem Stern! Wenn dann ein Kind auf Euch zukommt, wenn es lacht,
wenn es goldenes Haar hat, wenn es nicht antwortet, so man es fragt, dann werdet ihr
wohl erraten, wer es ist. Dann seid so gut und laßt mich nicht weiter so traurig sein:
schreib mir schnell, wenn er wieder da ist...

end
游客

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